Wenn sich heute Abend vor der Londoner Royal Albert Hall gut gelaunte Menschenmassen mit Fähnchen in den Händen versammeln, dann ist es wieder Zeit für die größte Klassik-Party der Welt: Die Last Night of the Proms ist traditionell der krönende Abschluss der Londoner Promenadenkonzerte, die bereits 1895 ins Leben gerufen wurden.
Die Idee für die populäre Konzertreihe haben die Engländer und ihre immer größer werdende Anzahl an internationalen Besuchern dem damaligen Manager und Impresario der Londoner Queen’s Hall, Robert Newmann, zu verdanken. Gemeinsam mit dem Musiker und Dirigenten Henry Wood begann er am 10. August 1895 mit den Promenadenkonzerten. Teil des Konzepts waren neben den günstigen Eintrittspreisen auch die lockere Atmosphäre, bei denen die Zuhörer nicht nur promenieren, sondern sogar essen, trinken und rauchen durften. 1927 klinkte sich die BBC ein, unter deren Federführung die „Proms“ bis heute stehen. Seit 1930 ist sie auch mit ihrem eigenen Orchester vertreten, dem BBC Philharmonic Orchestra. Henry Wood leitete die Promenadenkonzerte ein halbes Jahrhundert und zog mit der Konzertreihe nach der Zerstörung der Queens Hall am 10. Mai 1941 in die Royal Albert Hall um, wo sie auch heute noch stattfinden.
Last Night of the Proms: Mitsingen ausdrücklich erwünscht
Die „Proms“ sind eine Mischung aus gesellschaftlichem Event und Sommerparty. Hier trifft festliche Abendgarderobe auf schräges Outfit, klassische Werke treffen auf patriotische Lieder, die schon seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Abends sind, wie „Rule, Britannia!“ oder die inoffizielle Nationalhymne „Land of Hope and Glory“ nach Edward Elgars populärstem Marsch aus „Pomp and Circumstance“. Und es gehört durchaus zum guten Ton, lauthals mitzusingen und dabei Union-Jack-Fähnchen zu schwenken – alles unter der Leitung des Dirigenten, der nicht nur für die Musiker zuständig ist, sondern als eine Art Zeremonienmeister durch die Veranstaltung führt.
In diesem Jahr übernimmt Sir Andrew Davis diese Rolle. Als Ehrendirigent des BBC Symphony Orchestra kennt er sich bestens mit den Gepflogenheiten aus. Er ist nicht nur für seine musikalischen Qualitäten, sondern auch für seinen britischen Humor bekannt, mit dem er sicher für die eine oder andere Überraschung sorgen wird. Stargast ist der kanadische Bariton Gerald Finley, der unter anderem die „Songs of the Sea“ von Charles Villiers Stanford interpretieren wird. Die britische Saxofonistin Jess Gillam wird mit Darius Milhauds „Scaramouche“ für beste Unterhaltung sorgen und eine weitere Uraufführung darf in diesem Jahr auch nicht fehlen: Der Auftrag der BBC ging dieses Mal an die englisch-polnische Komponistin Roxanna Panufnik. Das Publikum darf auf ihr Werk „Songs of Darkness, Dreams of Light“ gespannt sein.
Erhalten Sie einen Einblick in die Last Night of the Proms von 2016:
concerti-Tipp:
Sa. 8.9.2018, 20:05 Uhr
ARD Radiofestival
BBC Proms – Last Night of the Proms 2018
Live-Übertragung aus der Royal Albert Hall, London
Sender:
BR Klassik, SWR2, WDR 3, hr2-kultur, Kulturradio rbb, MDR Kultur, NDR Kultur, Bremen zwei, SR2 Kulturradio & B5 plus
Zusätzlich überträgt das NDR Fernsehen von 22:00 bis 23:30 Uhr live aus der Royal Albert Hall (auf der Seite des NDR Fernsehen finden Sie auch die wichtigsten Liedtexte zum Mitsingen und Nachlesen).
Besetzung:
Gerald Finley (Bariton), Jess Gillam (Saxofon), BBC Singers, BBC Symphony Chorus, BBC Symphony Orchestra, Sir Andrew Davis (Leitung)
Programm:
Roxanna Panufnik: Songs of Darkness, Dreams of Light
Charles Villiers Stanford: Songs of the Sea
Hubert Parry: Blest Pair of Sirens & Jerusalem
Darius Milhaud: Scaramouche
Richard Rodgers: Carousel
Henry Wood: Fantasia on British Sea-Songs
Thomas Arne: Rule, Britannia!
Edward Elgar: Pomp and Circumstance
Anonymus: The National Anthem & Auld Lang Syne