In der DDR galt Franziska Pietsch in den 1980er Jahren als musikalisches Wunderkind. Sie debütierte mit elf Jahren an der Komischen Oper, gewann mit zwölf den Bach-Wettbewerb in Leipzig und studierte schon als Schülerin beim damals renommiertesten Professor an der Hanns-Eisler-Hochschule. Sie wurde als große Geigenhoffnung der DDR gefeiert und unterstützt. Die Weichen waren gestellt. Bis ihr Vater, der ebenfalls Geiger war, sich 1984 nach einem Gastspiel in den Westen absetzte. Ihre Mutter stellte daraufhin einen Ausreiseantrag auf Familienzusammenführung und Franziska Pietsch verlor von heute auf morgen ihren Status als Vorzeigeprojekt des Deutschen Demokratischen Republik. Zwar durfte sie weiterhin am Unterricht teilnehmen, ihre Geige musste dabei allerdings im Koffer bleiben. Die Musikerin jedoch gab nicht auf.
Reisefreiheit zwischen Ost und West – deren Tücken und Grenzen
Der weltberühmte Tenor Peter Schreier, der 1935 in Dresden geboren wurde, war ebenfalls ein Bürger der DDR. Schon lange vor dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 sang er auf den berühmtesten Bühnen der Welt und gastierte ab 1967 über zwanzig Sommer lang bei den Salzburger Festspielen – seine Familie stets an seiner Seite. Er verschaffte der DDR im Kulturbereich ein willkommen weltläufiges Image und wurde dafür mit Dauervisum und Sonderstatus ausgestattet.
Peter Schreier und Franziska Pietsch sind zwei von fünf Musikern, die im Musik-Feature von BR-Klassik „Reisende Musiker zwischen Ost und West “ zu Wort kommen. Die Zeitzeugen der damaligen Musikszene erinnern sich an ihre Reisefreiheit zwischen den beiden deutschen Staaten, an deren Tücken und Grenzen.
concerti-Tipp:
Fr. 8.11., 19:05 Uhr
Musik-Feature – Reisende Musiker zwischen Ost und West
Von Bettina Mittelstraß
Wiederholung am Sa. 9.11., 14:05 Uhr
BR-Klassik