Im Zeitalter des Absolutismus wurde man noch als Herrscher geboren. Entsprechend wichtig war die Fürstenerziehung, denn eine ungnädige und unweise Herrschaft hatte natürlich verheerende Konsequenzen für die Bevölkerung. Auch die Opernkomponisten versuchten, ihren Beitrag dazu zu leisten, die Staatsmänner in die richtige Richtung zu lenken. Zwei Beispiele für dieses künstlerische Engagement werden beim Eröffungskonzert zum diesjährigen Musikfest Erzgebirge aufgeführt.
Fürsten in der Musikschule – Musikfest Erzgebirge
Johann Sebastian Bach komponierte 1733 zum elften Geburtstag des Kurprinzen Christian Friedrich von Sachsen das Dramma per musica „Herkules auf dem Scheideweg“. In den dreizehn Nummern des Werkes muss sich der jugendliche Herkules zwischen Tugend und Wollust entscheiden, zwischen denen ja alle Menschen hin- und hergerissen sind. Herkules bevorzugt entsprechend der pädagogischen Intention natürlich die Tugend.
Genau 25 Jahre Später, im Jahr 1758, wurde Johann Adolf Hasses Oper „Il sogno die Scipione“ (Der Traum des Scipio) in Warschau uraufgeführt. Das Werk war August dem III. gewidmet, dem Kurfürsten von Sachsen und König von Polen. Für seine Musik hatte er auf einen Text von Pietro Metastasio zurückgegriffen, den 1771 auch Mozart vertonen sollte. Die Handlung erzählt davon, dass der römische Feldherr Scipio im Schlaf zwischen Beständigkeit und Glück als Lebensratgeber wählen soll. Beide sind als Allegorien verkörpert und erzählen von ihren Eigenschaften.
Die Vorzüge der Beständigkeit
Die Oper weiß zu vermitteln, dass die Glücksgöttin launisch und wechselhaft ist. Die Beständigkeit indessen treu und in der Lage, ihren Schützlingen dabei zu helfen, Schicksalsschläge besser zu ertragen. Scipio entscheidet weise und nimmt dafür einen kurzlebigen Wutausbruch Fortunas in Kauf.
Die beiden selten aufgeführten Werke wird das Barockorchester Wroclaw unter der Leitung von Jaroslaw Thiel, gemeinsam mit der Sopranistin Lydia Teuscher und fünf weiteren Gesangssolisten, in der St. Marienkirche Zschopau zu Gehör bringen. Und auch wenn wir als Mitglieder einer demokratischen Gesellschaft für Handlungen, die auf die Fürstenerziehung abzielen, oft wenig Verständnis haben – es handelt sich um starke Kompositionen. Einige der Nummern hat Bach auch für sein „Weihnachtsoratorium“ verwendet und Johann Adolf Hasse ist ein unterschätzter Komponist, dessen Vermächtnis erfreulicherweise gerade wiederentdeckt wird.
Hören Sie hier Bachs „Herkules auf dem Scheideweg“:
concerti Tipp:
Eröffnungskonzert Musikfest Erzgebirge 2018
Fr. 7.9.2018, 20:00 Uhr
MDR Kultur