Heute kann man es sich kaum noch vorstellen, doch bei der Uraufführung 1853 in Venedig war Giuseppe Verdis Oper „La traviata“ ein Flop. Das Sujet über die schwindsüchtige Kurtisane Violetta, die in wilder Ehe mit ihrem Geliebten Alfredo zusammenlebt, schockierte so manchen Zuschauer. Dabei war es keineswegs die Intention Verdis, die italienischen Gemüter zu erhitzen. Ganz im Gegenteil: Der Komponist wollte für Frauen wie la traviata (also „die vom Wege Abgekommene“) eintreten.
Vorlage für das Libretto von Francesco Maria Piave war Alexandre Dumas’ 1848 erschienener Roman „Die Kameliendame“. Im teils autobiografischen Werk verarbeitete der Autor seine Liebesbeziehung zu der Modistin und Kurtisane Marie Duplessis. Vermutlich fühlte sich Verdi von der Geschichte so angezogen, weil sich auch in seiner eigenen Biografie Parallelen dazu fanden – seit 1847 lebte er mit der berühmten Sopranistin Giuseppina Strepponi zusammen, die vor ihrer Beziehung mit ihm drei uneheliche Kinder zur Welt brachte. Erst 1859 legitimierte das Paar seine Beziehung.
Liebesgeschichte ohne Happy End
Im Gegensatz zu Verdis Liebesgeschichte endet die Romanze von Violetta und Alfredo allerdings nicht in einem Happy End. Denn Alfredos Vater Giorgio Germont ist die Beziehung ein Dorn im Auge, und so versucht er Violetta davon zu überzeugen, seinen Sohn zu verlassen. Wegen ihrer Krankheit willigt Violetta ein, da ihr dieses Ende als das bessere erscheint. Der zutiefst verletzte Alfredo demütigt seine ehemalige Geliebte daraufhin öffentlich und verlässt das Land. Als er erfährt, dass sein Vater hinter der Sache steckt, ist es für eine neuerliche Beziehung zu spät.
Da Dumas’ Roman ein großer Erfolg war, arbeitete der Schriftsteller ihn zu einem Theaterstück um, das 1852 in Paris uraufgeführt wurde. Bei der Premiere waren auch Verdi und Giuseppina anwesend. Der Komponist hatte sich bereits zuvor mit der Geschichte beschäftigt und mit der Arbeit seiner Oper begonnen. Nach dem Misserfolg bei der Premiere überarbeitete Verdi die Originalfassung zwar nur geringfügig, dennoch wurde die Oper in nächsten Jahr, als sie in Venedig aufgeführt wurde, gefeiert und zählt heute zu den erfolgreichsten in der Musikgeschichte.
„La traviata“ live im Kino
Für die Inszenierung des Royal Opera House übernimmt Startenor Plácido Domingo die Rolle von Alfredos Vaters Giorgio. In den Rollen der Violetta und Alfredo singen die albanische Sopranistin Ermonela Jaho und der aus den USA stammende Tenor Charles Castronovo. Unter der Leitung von Antonello Manacorda wird „La traviata“ live aus dem Royal Opera House in Kinos in Deutschland und Österreich übertragen. Viele Kinos zeigen die Aufzeichnung auch noch in den Wochen danach.
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concerti-Tipp:
ROH live im Kino
Verdi: La traviata
30.01.2019, 19:45 Uhr
In allen teilnehmenden Kinos