Es ist eine Oper für junge Menschen. Viele Klassikfans sind mit Puccinis „La Bohème“ aufgewachsen, einem Werk, für das man dank seiner zutiefst bewegenden Handlung andererseits auch nie zu alt wird. An der Komischen Oper Berlin wird Intendant und Chefregisseur Barrie Kosky am 27. Januar eine Neudeutung des Werks auf die Bühne bringen. Dafür hat er sich die ganz Großen unter den Neulingen der Gesangsszene ausgesucht, deren Leistung ab 19:00 Uhr im Livestream mitverfolgt werden kann.
Sie sind jung und preisgekrönt
Die gebürtige Husumerin Nadja Mchantaf studierte an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Nach ihrem Abschluss ging sie in das Opernstudio der Dresdner Semperoper. Dort wurde Mchantaf später in das Ensemble aufgenommen und wechselte zur Spielzeit 2016/17 in die Bundeshauptstadt. An der Komischen Oper Berlin begeisterte sie jüngst als Mélisande, weil sie die Debussy-Partie kraftvoller und selbstbewusster darstellte als üblich. Ihr anstehendes Rollendebüt, bei dem sie mit Mimì eine todkranke porträtiert, stellt sie nun vor völlig neue Herausforderungen.
An ihrer Seite wird der Tenor Jonathan Tetelman, der kurzfristig für Gerard Schneider eingesprungen ist, den Rodolfo verkörpern. Der bereits mehrfach ausgezeichnete amerikanische Sänger hat sein Debüt an der Metropolitan Opera New York bereits hinter sich. Bariton Günter Papendell, der schon 2003 den dritten Platz beim ARD Musikwettbewerb gewann, gibt den Marcello. Und Vera-Lotte Böcker, die zur Spielzeit 2017/18 vom Nationaltheater Mannheim an die Komischer Oper wechselte, die Musetta.
„La Bohème“ – schwarz-weiß und abstrakt
Das Bühnenbild von Rufus Didwiszus und die Kostüme von Victoria Behr sind von den metallischen, grau-schwarzen Farben der Daguerreotypie geprägt, einem Vorläufer der Fotografie. Diese wurde unmittelbar vor der Entstehung des 1851 erschienenen Romans „Les Scènes de la vie de bohème“ von Henri Murger entwickelt. Der bewegende Text über das freie, aber von bitterer Armut geprägte Leben und Lieben von vier Künstlern und ihren Freundinnen Mimì und Musetta berührte Puccini. Deshalb ließ er ihn von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa zum Textbuch seiner 1896 uraufgeführten Oper „La Bohème“ umarbeiten. In Didwiszus‘ und Behrs Setting eines abstrakten Paris fokussiert sich Barrie Kosky auf das Zeitlose am Meisterwerk des Verismo-Genies und thematisiert die allgegenwärtige Vergänglichkeit.
Barrie Kosky spricht über seine Inszenierung:
concerti-Tipp:
So. 27.1.2019, 19:00 Uhr
Puccini: La Bohème
Jordan de Souza (Leitung), Barrie Kosky (Regie), Nadja Mchantaf (Mimì), Vera-Lotte Böcker (Musetta), Gerard Schneider (Rodolfo), Günter Papendell (Marcello), Dániel Foki (Schaunard), Philipp Meierhöfer (Colline), Emil Lawecki (Parpignol), Christoph Späth (Alcindoro)
Livestream aus der Komischen Oper Berlin