Lasziv räkelnde Körper, intensive Berührungen: Dass die #MeToo-Debatte in der Ballettwelt ankommt, schien nur eine Frage der Zeit. Die Abhängigkeiten in dieser Kunstform können groß sein. Das mag zum einen der ökonomisch oft schwierigen Situation der Tänzer wie auch der kurzen Zeit, auf die sich ihre Karriere in der Regel beschränkt, geschuldet sein. Auch die Rollenverteilungen des klassischen Balletts – hier die starken Männer, dort ihre zerbrechlichen Partnerinnen – wirken bis in die Gegenwart hinein. „Das Ballett ist eine sehr körperliche Kunst, deswegen ist der Grat, auf dem man sich bewegt, sehr schmal“, sagt die Choreografin Katarzyna Kozielska.
Neue Wege der Zusammenarbeit
Arte zeigt in der Dokumentation „Tanz, Macht, Missbrauch – Das Ende des Schweigens?“, wie sehr die Welt des Tanzes für Übergriffe und Missbrauch anfällig ist. Sie blickt dabei zurück bis auf Ludwig XIV., der 1661 die Académie Royale de danse in Paris gründete. Außerdem kommen Christopher Hampson, der Intendant des Scottish Ballet in Glasgow, und sein Tanzensemble zu Wort, die neue Wege der Zusammenarbeit ausprobieren. Dazu werden Aktivistinnen befragt, und es kommen auch Stimmen und Geschichten derer zu Wort, die selbst Formen des Missbrauchs erfahren haben. Auch Choreografen wie Katarzyna Kozielska und Jiří Bubeníček werden bei der Arbeit gezeigt. „Wir müssen laut sein, die Menschen müssen darüber sprechen, was passiert“, erzählt Bubeníček.
concerti-Tipp:
Mi. 11.3., 21:50 Uhr
Arte
Tanz, Macht, Missbrauch – Das Ende des Schweigens?