Schon im Kleinkindalter war Kissin vom Klang des Klaviers fasziniert. 1971 in Moskau als Sohn einer Klavierlehrerin und eines Ingenieurs geboren, begann er mit nur zwei Jahren mit dem Klavierspiel. Mit sechs Jahren begann er eine mehrjährige Klavierausbildung an der renommierten Moskauer Gnessin-Schule für hochbegabte Kinder. Dort traf er Anna Kantor, seine bis heute einzige Klavierlehrerin. Von nun an sollte sie gemeinsam mit seiner Mutter sein Leben bestimmen – ein Leben, das streng getaktet und voll auf seine Karriere als Pianist ausgerichtet war.
Neue Seiten des einstigen Wunderkindes Evgeny Kissin
Bei seinem Moskau-Debüt spielte er beide Klavierkonzerte von Chopin hintereinander. Eine Sensation, mit der er sein Publikum elektrisierte. Seine Eltern versuchten daraufhin, ihren 12-jährigen Sohn vor allzu viel Rummel und Aufmerksamkeit zu schützen. Doch schon bald feierte er seinen internationalen Durchbruch: 1988 beim Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Herbert von Karajan mit Tschaikowskys b-Moll-Konzert. Eine Karriere im Westen war vom Osten aus jedoch nur schwer zu realisieren. Es war klar, dass Kissin sich von seiner Heimat verabschieden musste. 1991 emigrierte die Familie in den Westen.
Mit der Zeit wurde seine jüdische Identität für ihn immer wichtiger, denn in der antisemitischen Sowjetunion der 1970er Jahre hatte er es als jüdisches Kind nicht immer leicht. 2013 wurde er israelischer Staatsbürger und setzt sich seitdem auch in der Öffentlichkeit politisch für das Land seiner Vorväter ein. Filmemacherin Hannah Kristina Friedrich hat Kissin in seiner neuen Heimat Prag getroffen und ganz neue Seiten des einstigen Wunderkindes entdeckt.
concerti-Tipp:
Evgeny Kissin – Das Comeback einer Pianisten-Legende
Sa. 12.1., 19:45 Uhr
3sat
Verfügbar in der 3sat-Mediathek