Er ist gerade einmal 15 Jahre alt, als er mit Freunden am Internat ein Orchester gründet und dessen Leitung übernimmt. Als wäre dies nicht genug, setzen sie Arnold Schönbergs heikles Werk „Pierrot Lunaire“ auf das Programm und laden keinen Geringeren als Sir Simon Rattle zu ihrer Aufführung ein. Der Maestro kommt und ist besonders von dem Initiator des Projekts angetan: Daniel Harding.
Der Sohn eines Universitätsdozenten in Manchester findet sich zwei Jahre später als Assistent an der Seite von Rattle wieder. Er begegnet Hans Werner Henze auf der Münchener Biennale, lernt bei Pierre Boulez und wagt sich nach Berlin zu Claudio Abbado. Dieser wird ihn nicht nur als „mein kleines Genie“ bezeichnen, sondern ihm 2003 auch die Leitung seines Mahler Chamber Orchestra anvertrauen. Zuvor wird er noch Chef des Trondheim Sinfonieorchesters sowie der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Gemeinsam mit dem Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sowie den Solistinnen Katharina Konradi und Okka von der Damerau eröffnete Harding die Saison 2019/2020 mit Mahlers monumentaler zweiter Sinfonie.
Daniel Harding dirigiert Mahlers großbesetztes musikalisches Mysterienspiel
Die „Auferstehungssinfonie“, wie sie später benannt wurde, wird heute in einem Atemzug mit Beethovens Neunter genannt. Nachdem Mahler 1888 bereits mit ersten Skizzen zur Sinfonie begonnen hatte, kam ihm die Idee zur Vollendung erst 1894 in Hamburg während der Begräbnisfeier für Hans von Bülow. Der einflussreiche Musiker und Dirigent bewunderte Mahler und bestimmte ihn sogar zu seinem Nachfolger als Direktor der Hamburger Philharmonie.
Zur selben Zeit arbeitete Mahler auch an den Liedern aus „Des Knaben Wunderhorn“, von denen er das Lied „Des Antonius von Padua Fischpredigt“ instrumental und das Lied „Urlicht“ vokal in der Sinfonie wiederverwendete. Das Werk folgt, wie die meisten Sinfonien Mahlers, dem Motto „Per aspera ad astra“ (Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen). Er nahm sich für die Sinfonie nichts weniger vor als die Schaffung eines großbesetzten musikalischen Mysterienspiels zwischen Tod und Auferstehung.
concerti-Tipp:
So. 12.4., 9:05 Uhr
3sat
Mahler: Sinfonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehungssinfonie“
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