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TV-Tipp 12.7. „Dido and Aeneas“ beim Festival d’Aix-en-Provence auf arte

Gegenwart und Vergangenheit

Mit einer jungen Besetzung bringt Regisseur Vincent Huguet Purcells Barockoper „Dido and Aeneas“ im Rahmen des Festival d’Aix-en-Provence auf die Bühne

vonJulia Hellmig,

Königin Dido hat’s nicht leicht: Ihr Geliebter Aeneas wurde durch eine böse Intrige dazu veranlasst, die Stadt Karthago zu verlassen. Als Aeneas seine Angebetete noch ein letztes Mal sieht, ändert er zwar sein Vorhaben, doch der Königin reicht schon seine Absicht, um nicht mehr an seine Liebe zu glauben. Sie schickt ihn daraufhin selbst fort und bleibt allein zurück – bevor sie sich umbringt, kulminiert ihre Trauer in der Arie „Ah! Belinda!“

Sie ist sicherlich eine der schönsten und traurigsten Arien der Musikgeschichte und stammt aus Henry Purcells 1689 uraufgeführter Oper „Dido and Aeneas“. Das Werk ist geradezu ein Paradebeispiel für die Fähigkeit des Briten, Gefühle und Leidenschaften in seiner Musik zu konzentrieren. Er durchleuchtet seine Figuren und verleiht ihnen ein für seine Zeit ungewöhnliches Maß an Individualität und Expressivität.

Henry Purcell: Dido and Aeneas, Arie der Anna. Handschrift von Edward Woodley Smith
Henry Purcell: Dido and Aeneas, Arie der Anna. Handschrift von Edward Woodley Smith © British Library/Wikimedia Commons

Erst 200 Jahre nach dem Tod des Komponisten wurde „Dido and Aeneas“ Anerkennung zuteil

Die genauen Umstände der Entstehung dieses Werks sind nicht bekannt. Die erste belegbare, jedoch wenig beachtete Aufführung, fand im Frühjahr 1689 in einem Mädchenpensionat in Chelsea statt. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass Purcell ein Musiktheater mit dieser Bedeutung speziell für einen solchen Rahmen komponiert hat. Deswegen wird vermutet, dass das Werk bereits einige Jahre früher für eine Aufführung am englischen Hof entstanden ist. Erst 200 Jahre nach dem Tod des Komponisten wurde „Dido and Aeneas“ die ihr gebührende Anerkennung zuteil.

Didos Reisen vor ihrer Niederlassung in Karthago

arte zeigt die Leiden in diesem nur einstündigen Drama in einer packenden Inszenierung: Im Rahmen des Festival d’Aix-en-Provence hat Regisseur Vincent Huguet die Perspektive um einen Prolog der französischen Schriftstellerin Maylis de Kerangal erweitert. Sie beschreibt Didos Reisen vor ihrer Niederlassung in Karthago. Dieser lyrische Zusatz soll die Widersprüche verdeutlichen, die sich im Innern eines jedes Wesens abspielen.

Václav Luks
Václav Luks © Petra Hajska

Der tschechische Cembalist und Dirigent Václav Luks dirigiert das Ensembles Pygmalion auf der Bühne im Innenhof des Erzbischöflichen Palais in Aix-en-Provence. Die Musiker wollen eben jene widersprüchlichen Wesen zum Leben erwecken und eine Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit herstellen.

concerti-Tipp:

Do. 12.7., 23:25 Uhr
Purcell: Dido and Aeneas
Festival d’Aix-en-Provence 2018
arte

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