Bye, bye, Sir Simon Rattle, hieß es letztes Jahr beim traditionellen Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker. Neben den Europakonzerten, die an kulturgeschichtlich bedeutenden Orten stattfinden und weltweit von Funk und Fernsehen übertragen werden, sind die Abschlusskonzerte jeder Saison seit vielen Jahren ein echtes Highlight. Sie finden unter freiem Himmel vor etwa 20.000 Zuhörern in lockerer Atmosphäre auf der Berliner Waldbühne statt.
Tugan Sokhiev dirigiert in diesem Jahr das traditionelle Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker
Bevor Kirill Petrenko als neuer Chefdirigent im August sein Antrittskonzert geben wird, steht in diesem Jahr Tugan Sokhiev am Pult auf der Waldbühne. Der ehemalige Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin begeisterte immer wieder vor allem mit seinen Interpretationen des russischen und französischen Repertoires. Deswegen scheint das Waldbühnen-Programm für Sokhiev wie maßgeschneidert.
Den Auftakt machen die Philharmoniker mit der sinfonischen Suite aus „Leutnant Kijé“ von Sergej Prokofjew. 1933 komponierte er zu der satirischen Komödie um den imaginären Leutnant eine Filmmusik, aus der er im Folgejahr die Suite zusammenstellte und die zugleich eine Hommage an die russische Musik des 19. Jahrhunderts ist. Danach widmet sich die Mezzosopranistin Marianne Crebassa dem dreiteiligen Liedzyklus „Shéhérazade“, den Maurice Ravel als Hommage an seinen Kollegen Rimski-Korsakow komponierte. Die Geschichte um die persische junge Frau basiert hier nicht direkt auf der Vorlage der persischen Märchenerzählungen, sondern stammt aus der Feder von Ravels Landsmann Tristan Klingsor.
„Berliner Luft“ darf bei keinem Waldbühnenkonzert als Zugabe fehlen
Für den Abschluss des Abends hat Tugan Sokhiev, amtierender Chefdirigent des Orchestre National du Capitole de Toulouse und Künstlerischer Direktor des Bolschoi-Theaters, eigens für dieses Konzert zusammengestellte Auszüge aus Prokofjews 1938 uraufgeführter Ballettmusik „Romeo und Julia“ ausgewählt. Beschwingt endet der Abend wie immer mit Paul Linckes Marsch „Berliner Luft“, der bei keinem Waldbühnenkonzert als Zugabe fehlen darf und der zum Synonym eines freien Lebensgefühls in Berlin geworden ist.
concerti-Tipp:
Sa. 29.6., 20:15 Uhr
3sat
Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker
Marianne Crebassa (Mezzosopran), Berliner Philharmoniker, Tugan Sokhiev (Leitung)