Der Jubel nach dieser Premiere war überwältigend. Verdis selten gespielter Politthriller „Simon Boccanegra“ entfaltete bei den Salzburger Festspielen seine volle Wirkung. Umso erstaunlicher, dass nach einer erfolglosen Uraufführung 1857 in Venedig erst über 20 Jahre vergehen mussten, ehe die von Verdi grundlegend überarbeitete Oper an der Mailänder Scala 1881 als Neuinszenierung auf die Bühne kam.
„Das Stück ist düster, weil es düster sein muss, aber es ist fesselnd!“
Geblieben sind die Düsternis und die Verquickung von politischen Machtkämpfen und familiärem Drama, die sich in der Gefühlstiefe der Figuren widerspiegeln – und doch ist die Oper voll vom Drang nach Liebe und Freiheit. Lange lastete dem Werk der Ruf der Unzugänglichkeit an. Zu Unrecht, meinte Verdi: „Das Stück ist düster, weil es düster sein muss, aber es ist fesselnd!“
Eben diese Tiefe hatte Verdi an dem im 14. Jahrhundert angesiedelten Stück des spanischen Romantikers Garcia Gutiérrez gereizt. Darin lässt sich der Korsar Simon Boccanegra zum Dogen von Genua wählen, auch mit dem Hintergedanken, seine Geliebte Maria aus einer einflussreichen Patrizierfamilie, mit der er bereits eine gemeinsame Tochter hat, heiraten zu können. Ihr Vater Jacopo Fiesco, der auch politisch ein erbitterter Gegner Boccanegras ist, hält sie in seinem Palast vor der Öffentlichkeit verborgen. Dass Maria dort ein tragisches Schicksal ereilt, facht nicht nur den Hass ihres Vaters an, sondern schürt den politischen Konflikt der verfeindeten Parteien.
Für großes italienisches Opernpathos sorgen nicht zuletzt René Pape als Jacopo Fiesco und Luca Salsi als Simon Boccanegra; ein deutsches Wagner- und ein italienisches Verdi-Schwergewicht auf Augenhöhe – und beide schlichtweg grandios.
concerti-Tipp:
Sa. 31.8., 20:15 Uhr
3sat
Salzburger Festspiele
Verdi: Simon Boccanegra
Besetzung: Valery Gergiev (Leitung), Andreas Kriegenburg (Regie), Harald B. Thor (Bühne), Tanja Hofmann (Kostüme), Andreas Grüter (Licht), Peter Venus (Video), Luca Salsi (Simon Boccanegra), Marina Rebeka (Amelia Grimaldi), René Pape (Jacopo Fiesco), Charles Castronovo (Gabriele Adorno), André Heyboer (Paolo Albiani), Antonio Di Matteo (Pietro), Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Wiener Philharmoniker