Als Maria João Pires 2018 das vorzeitige Ende ihrer Karriere verkündete, war es nicht das erste Mal. Mitte der siebziger Jahre, kurz nachdem sie mit dem Ersten Preis beim Wettbewerb internationaler Rundfunkanstalten in Brüssel internationale Bekanntheit erlangte, zog sie sich von der Konzertbühne zurück. Konzertsituationen und -reisen waren der Portugiesin schon immer ein Graus. Ähnlich wie Glenn Gould fand sie ihre wahre Passion in der intimen Studioaufnahme, nicht im öffentlichen Liveauftritt.
Doch so ganz ohne ging es dann doch nicht, damals wie heute. Schon 1982 nahm die Pianistin, die vor allem für ihre Mozart-Interpretationen gefeiert wird, nach der Auszeit ihre Konzerttätigkeiten wieder auf. Und auch jetzt, nach ihrem zweiten Ausstieg, ist sie wieder auf der Bühne zu erleben, wenn auch nur selten und bei ausgewählten Ereignissen wie dem Lucerne Festival. Dort verzauberte sie im letzten Jahr das Publikum mit Mozarts „Jeunehomme“-Klavierkonzert. Begleitet wurde sie vom Lucerne Festival Orchestra, das einst von Claudio Abbado gegründet wurde. Dem großen Dirigenten, mit dem Pires einst selbst erfolgreich zusammengearbeitet hat, widmete die Pianistin an jenem Abend ihre Zugabe: das bewegende Andante aus Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur. Paavo Järvi als Dirigent des Abends und das Orchester rundeten das Konzert mit der vierten Sinfonie von Johannes Brahms ab. Für dessen Klavierwerke habe Maria João Pires zu kleine Hände – „dabei spricht er mir aus dem Herzen“, bedauert die Künstlerin.
concerti-Tipp:
Lucerne Festival 2023 – Paavo Järvi & Maria João Pires
Sa. 15.6.2024, 20:15 Uhr
3sat