„Wenige Noten genügen, und alles ist gesagt“, beschrieb Geigerin Veronika Eberle einmal den Kern von Beethovens Violinkonzert, das ungewöhnlich mit vier einzelnen Paukenschlägen beginnt. Erst nach drei bis vier Minuten setzt die Solo-Violine zum ersten Mal ein und übernimmt das in den Holzbläsern vorangegangene Thema. Ein radikales Werk, das bei seiner Uraufführung 1806 als unspielbar galt, heute indes zu den Fixpunkten des Repertoires zählt. Eberle interpretiert es gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung seines Chefdirigenten Simon Rattle und greift dabei auf Kadenzen von Jörg Widmann zurück, die 2020/2021 eigens für sie komponiert wurden. Diese sind nicht minder virtuos als jene von Fritz Kreisler, umfassen aber auch Duos und Terzette der Solopartie mit dem Orchester. Ein Evergreen rückt gewissermaßen in den Spiegel der zeitgenössischen Musik.
Klingendes Denkmal
Verschwimmende Geschichten finden sich in Edward Elgars berühmten „Enigma-Variationen“, mit denen der Brite Ende des 19. Jahrhunderts vierzehn Freunden, Weggefährten und Kollegen ein klingendes Denkmal gesetzt hat. Die wohl beliebteste Variation daraus porträtiert den engen Freund und Förderer des Komponisten, August Jaeger, und hat unter dem Titel „Nimrod“ auch jenseits der Klassikwelt Berühmtheit erlangt. So erklang sie etwa bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 2012 in London, Hans Zimmer wiederrum hat sie in seine Musik zum Film „Dunkirk“ einfließen lassen.
concerti-Tipp:
Simon Rattle und das Symphonieorchester des BR spielen Beethoven
Sa. 3.2.2024, 20:15 Uhr
3sat