Manchmal will die zündende Idee einfach nicht kommen, und dann beginnt der schöpferische Teufelskreis: Je mehr Zeit verstreicht, desto größer wird der Druck. Je größer der Druck wird, desto verkrampfter versucht man, die kreative Blockade zu durchbrechen. Und je verzweifelter man dies versucht, desto mehr manifestiert sie sich. So erging es Gustav Mahler bei der Entstehung seiner siebten Sinfonie, die ihn laut eigener Aussage „bis zum Trübsinn“ quälte. Nachdem er die beiden „Nachtmusiken“ vollendet hatte, die später zum zweiten und vierten Satz der fünfteiligen Sinfonie mutieren sollten, setzte eine bittere Schaffenskrise ein, die Komposition kam zum Stillstand.
Erst eine Bootsfahrt über den Wörthersee bescherte ihm schließlich den Geistesblitz: Beim Ruderschlag kam Mahler die Idee zum Beginn des ersten Satzes mit dem prägnanten Thema des Solotenorhorns. Vier Wochen später war das Werk fertiggestellt. Die Prager Uraufführung am 19. September 1908 wurde einhellig bejubelt.
Im vergangenen Jahr trugen das Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und sein Chefdirigent Simon Rattle Mahlers monumentale Siebte in die traditionsreichen Säle Japans und Ostasiens. Die auf 3sat übertragene Konzertaufzeichnung fand in der NHK Hall in Tokio statt und stammt aus dem November 2024.
concerti-Tipp:
Simon Rattle dirigiert Mahlers 7. Sinfonie in Tokio
Sa 22.3.2025, 20:15 Uhr
Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Simon Rattle (Leitung)
3Sat