„I’ mag dö Neunte gar net anfangen, i’ trau mi nöt, denn’ auch Beethoven machte mit der Neunten den Abschluss seines Lebens“, soll Anton Bruckner an seinen Schüler Josef Gruber geschrieben haben. Gleichwohl ließ der große österreichische Romantiker nach Beendigung seiner achten Sinfonie die Schreibfeder nicht lange liegen und begann im September 1887 mit den Skizzen für seine nächste Sinfonie, die er, ob Schicksalsglaube oder nicht, tatsächlich nicht vollenden würde. Gegen die zunehmend nachlassende Gesundheit konnte auch die kolportierte Widmung an den „lieben Gott“ nicht helfen. Nach einem Jahrzehnt der Abstinenz hat das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks den Schwanengesang unter der Leitung von Simon Rattle kürzlich wieder aufgeführt.
Skandalöse Orchesterminiaturen
Demgegenüber standen in der Münchner Isarphilharmonie zwei nicht weniger bedeutende Werke: Neben Wagners Vorspiel und Liebestod aus „Tristan und Isolde“ spielte das Orchester auch die „Sechs Stücke für Orchester“ op. 6 von Anton Webern, die der Komponist in einem Brief an Arnold Schönberg als eine Art Reflexion über den Tod seiner Mutter bezeichnete. Bei der Uraufführung sorgte der Zyklus für einen Skandal im Wiener Musikverein, denn die Partitur sieht zwar ein groß dimensioniertes Orchester vor, doch zu keinem Zeitpunkt sind alle Instrumente zu hören.
3sat zeigt heute Abend um 20:15 Uhr eine Aufzeichnung des Konzerts.
concerti-Tipp:
Simon Rattle dirigiert Bruckners 9., Wagner & Webern
Sa. 30.11.2024, 20:15 Uhr
3sat