Wenn die Berliner Philharmoniker heute Abend vor mehr als 20 000 Menschen in der ausverkauften Waldbühne ihr letztes Konzert für diese Saison spielen, gibt es über das musikalische Erleben hinaus einen Grund zu feiern. Denn vor vierzig Jahren, am 30. Juni 1984, trat das Ensemble erstmals auf der gigantischen Freiluftbühne im Berliner Olympiapark auf. Was als einmaliges Experiment begann, hat sich längst zu einem Festtag im Klassikkalender der Hauptstadt entwickelt. Zum Jubiläum präsentiert das Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Kirill Petrenko und mit Solistin Yuja Wang ein russisch-französisches Programm.
Von Fabelwesen und Prinzessinnen
Am Vorabend der Johannisnacht wandeln die Berliner Philharmoniker auf den Spuren slawischer Fabelwesen und folgen den „Hexen“ zur „Nacht auf dem kahlen Berge“, so der Titel von Modest Mussorgskis einleitender sinfonischer Dichtung, der Nikolai Rimski-Korsakow mit seiner Bearbeitung zu posthumem Erfolg verhalf. Mit nur fünfzehn Minuten Spielzeit ist Sergej Prokofjews erstes Klavierkonzert zwar ebenso kurz, doch schon in diesem Erstling kommt die charakteristische, rhythmisch prägnante Klangrede des Komponisten zur Geltung. Den hochvirtuosen Solopart übernimmt Yuja Wang.
Der zweite Teil des Abends steht indes ganz im Zeichen des Impressionisten Maurice Ravel und steigert sich dabei von der „Pavane pour une infante défunte“, dem Trauertanz für eine verstorbene Prinzessin, über Auszüge aus dem flirrenden Ballett „Daphnis et Chloé“ bis zum „Boléro“. Den Schlusspunkt setzt traditionell Paul Linckes Operetten-Marsch „Berliner Luft“.
concerti-Tipp:
Die Berliner Philharmoniker in der Waldbühne
Mit Yuja Wang (Klavier), Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko (Leitung)
Sa. 22.6., 20:15 Uhr
3sat
