Auf die stimmungsvollen, optischen Reize des Berliner Doms mit seiner riesigen Kuppel, in der auf acht Mosaiken die Seligpreisungen der Bergpredigt zu sehen sind, müssen die Zuhörer bei der Radioübertragung leider verzichten. Dafür steht der Hörgenuss im Vordergrund und der wird aller Erwartung nach beachtlich sein, wenn das traditionelle Weihnachtskonzert in der Domkirche auf der Museumsinsel erklingt.
Weihnachtskonzert mit Harfe und Orgel
Unter der Leitung des Chefdirigenten Gijs Leenaars musizieren der Rundfunkchor Berlin, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und namhafte Solisten. Neben dem großartigen Tenor Dovlet Nurgeldiyev, der im September in der Hamburger Neuinszenierung von „Così fan tutte“ begeisterte, singen Solisten des Rundfunkchors Berlin.
Strawinskys 1948 uraufgeführte Messe für Blasorchester, gemischten Chor und Solisten eröffnet das Programm. Das Werk lebt von seinen besonderen Klangfarben, die sich aus der unkonventionellen Besetzung ergeben. In Klangwelten jenseits des Gewöhnlichen entführt auch Leoš Janáčeks „Vater unser“, das für Tenor, Harfe, Orgel und Chor komponiert wurde. Hier wird Elsie Bedleem die Saiten zupfen und an der großen Sauer-Orgel von 1905 sitzt Tastenmeister Leo von Doeslaar, Professor an der Universität der Künste Berlin. Die weiteren Werke sind dann ein Ohrenschmaus für alle Liebhaber von Chorgesang in Reinform. Denn der Rundfunkchor Berlin wird auch mit A-cappella-Repertoire glänzen.
Schnittkes Erleuchtung
Etwa in Alfred Schnittkes „Drei geistliche Gesänge“, deren Kompositionsauftrag der Meister der Polystilistik zunächst abgelehnt hatte. Im Zuge eines kreativen Schubs vertonte er im Dezember 1983 die Texte des „Ave Maria“, des Gebets „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner“ und des „Vater unser“ quasi über Nacht. Heute werden die blitzartig fertiggestellten Gesänge zu den bedeutendsten Chorwerken der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt. Die Stücke stehen einerseits in der Tradition russisch-orthodoxer Kirchenmusik stehen, sind aber andererseits ganz individuell gestaltet sind. Sicher eine spannende Herausforderung für den international renommierten Rundfunkchor Berlin.
Janáčeks „Ave Maria“, Ljadows „Heute die Jungfrau“ und Martinůs „Vier Marienlieder“ runden das Programm aus selten aufgeführten Meisterwerken der Moderne ab. Der Mitschnitt vom Abend des 22. Dezember ist somit genau das Richtige für alle, die zu Beginn der eigentlichen Festtage eine Abwechslung zum allseits gespielten Weihnachtsoratorium suchen.
Hören Sie hier den Rundfunkchor Berlin mit dem Gloria aus Beethovens Missa solemnis:
concerti-Tipp:
Mo. 24.12.2018, 20:03 Uhr
Weihnachtskonzert im Berliner Dom
Deutschlandfunk Kultur