In einem Interview wurde Alban Gerhardt gefragt, warum sich Musiker nicht zu politischen Themen äußern. „Ich fand diese Idee gut, habe sie aber erst einmal ruhen lassen, weil ich alles andere als ein Aktivist bin“, erzählt er der concerti-Redaktion. Den entscheidenden Anstoß erhielt er dann im Urlaub, als er zufällig die Gründer der EU-freundlichen Bewegung „Pulse of Europe“ kennenlernte.
Zurück in Berlin rief er das Projekt „Musicians4Europe“ ins Leben und schrieb dafür einige seiner Künstlerkollegen an, deren Reaktion darauf durchwegs positiv war. Die erste, die dem Projekt ihre Unterstützung zusagte, war die Geigerin Lisa Batiashvili. Viele Künstler hätten sofort reagiert, einige erst nach Bedenkzeit – insgesamt waren es 180 Zusagen und gerade einmal zwei Absagen. „Gestern Nacht hat auch Vladimir Jurowski zugesagt, den ich sehr schätze. Er wollte jedoch ein paar kleine Veränderungen, die mir sehr zugesagt haben“. Das Projekt sei noch lange nicht abgeschlossen, der Prozess gehe immer weiter, außerdem ist Gerhardt froh über jedes Feedback seiner Künstlerkollegen: „Insbesondere Daniel Hope und Steven Isserlis haben sich sehr stark in die Formulierung und Thesenfindung des Manifests eingebracht“, erzählt er.
Musicians4Europe ist ein Projekt, das sich über die gleichnamige Facebook-Seite organisiert und in dem sich so viele Musiker wie möglich für Europa aussprechen und sich darüber austauschen. „Die Tatsache, dass wir in Europa mittlerweile Frieden haben, hängt damit zusammen, dass wir alle miteinander verbunden sind.“ Die, die gegen Europa seien, hätten Angst vor kulturellem Verlust. Diese Angst wollen die Musiker nehmen. Gerhardt fände es schön, wenn die Musiker, ähnlich dem open mike der „Pulse of Europe“, bei der Teilnehmer erzählen, warum sie Europa als Bereicherung empfinden, ihre eigene europäische Geschichte erzählen. Beispielsweise Batiashvili, die als Georgierin schon öfters klar gegen Wladimir Putin Stellung bezog. „Wir wollen beweisen, dass man alles sein kann. Ich kann gleichzeitig Berliner, Deutscher, Europäer und Weltbürger sein“, sagt Gerhardt. „Deutschland ist mittlerweile so ein weltoffenes Land und ich bin froh hier leben zu können.“
Um das Projekt bekannter zu machen, möchte Gerhardt Benefizkonzerte zugunsten europäischer Projekte organisieren. Allerdings ist das sehr schwierig, da die Musiker viel unterwegs sind. Eine weitere Idee ist, eine Art Hymne zu komponieren, die für alle Instrumente zu adaptieren ist und von den Künstlern als Zugabe auf ihren Konzerten gespielt werden soll – ein Stück für Musicians4Europe sozusagen. „Wir wollen positive Signale setzen und weiterhin in Frieden und Einheit in Europa leben.“