Wann haben Sie zuletzt im Konzertsaal herzhaft gelacht? Natürlich ist dieser Ort primär nicht für Schenkelklopfer vorgesehen. Doch geht es frei nach Nietzsche auch in der Klassik nicht nur um das Apollinische im Sinne des wohlgeordneten Schönen, sondern auch um das Dionysische, um das Rauschhafte und Enthemmte. Hier setzen der Geiger Aleksey Igudesman und der Pianist Hyung-ki Joo an: Als Igudesman & Joo verbindet das Duo beide Pole, indem es die hehre Klassik auf Klamauk und Comedy treffen lässt. Wie viel Fleiß und Ernst dahinter steckt, erzählen die beiden Musiker in unserem Interview.
Am vermeintlichen Ernst der E-Musik sägen auch die Vertreter der „Neo-Klassik“, die Elemente der Minimal Music mit freier Improvisation und elektronischen Klangelementen verbinden. Doch wirklich definieren lässt sich der Begriff nicht, wie Jakob Buhre feststellen musste, als er sich bei Künstlern, Kritikern, Veranstaltern und Labelvertretern umgehört hat. Aber ganz gleich, ob es sich bei der „Neo-Klassik“ um eine temporäre Laune der Musikgeschichte handelt oder um ein neues Genre, das noch in vielen Jahren Relevanz hat: Sie ist inzwischen fest in unseren Konzertsälen verankert und generiert im CD-Handel und auf Streaming-Plattformen Verkaufs- bzw. Klickzahlen, die sonst nur in der Popmusik erreicht werden.
Unserem „Blind gehört“ stellt sich diesmal mit Vadim Gluzman ein Musiker, dessen Kunst geprägt ist von geistiger Durchdringung auf höchstem Niveau, der selbst aber mit unwiderstehlichem Witz begeistern kann. Und der erfrischend ehrlich ist! Mitten im Interview wünscht er sich eine Partitur herbei oder fragt ganz offen nach, um welches Stück es sich handelt, weil er das unbedingt lernen müsse. Und er spart weder mit Lob noch mit detailversessener, jedoch zu keiner Zeit bissiger Kritik.
PS: Alle Interviews, Porträts, Reportagen, Rezensionen und zahlreiche weitere Inhalte finden Sie auch online und auf unseren Social Media-Kanälen Facebook und Twitter. Folgen Sie uns – wir freuen uns über Ihr Feedback!