Jiří Bělohlávek, langjähriger Chefdirgent der Tschechischen Philharmonie, ist in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 71 Jahren gestorben. Er erlag den Folgen einer schweren Erkrankung, teilte der Orchestersprecher mit. Bělohlávek, der von 1990 bis 1992 bereits schon einmal Chef des Orchesters gewesen war, hatte seinen Vertrag zuvor im Januar um weitere sechs Jahre verlängert. Mit ihm verliert die Tschechische Philharmonie nun die Persönlichkeit, die dem Orchester zur internationalen Anerkennung verhalf.
Jiří Bělohlávek und seine beeindruckende Karriere
Dem 1946 in Prag geborenen Dirigenten lag vor allem die Musik Tschechischer Komponisten am Herzen. Seine Werkinterpretationen von Janáček, Suk, Martinů und speziell Antonín Dvořák besitzen heute Referenzstatus. Seine künstlerische Mission, die musikalischen Traditionen seiner Heimat zu pflegen, bestimmten dabei sein gesamtes Künstlerleben. Seine Anfänge machte er als Assistent von Sergiu Celibidache in Stockholm. Im Alter von 26 Jahren wurde Bělohlávek Chefdirigent der Staatsphilharmonie in Brünn. Ab 1977 war er für zwölf Jahre als Chefdirigent der Prager Symphoniker tätig. Obwohl er stets als streng und kompromisslos in den Proben galt, waren auch die darauffolgenden Stationen, unter anderem beim BBC-Symphony-Orchestra und bei der Slowakischen Philharmonie in Bratislava, von beachtlichem Erfolg. 2012 wurde Bělohlávek von Queen Elisabeth II mit dem Orden Commander of the British Empire ausgezeichnet.
Ein großer Verlust für die Klassikwelt
2012 kehrte er schließlich als Chefdirigent zur Tschechischen Philharmonie zurück, was für ihn, wie er 2016 in einem Interview mit BR Klassik verriet, kein leichter Schritt gewesen ist. Jiří Bělohláveks Wunsch war es, die Musik der tschechischen Meister lebendig zu halten – das Orchester mit dem Sitz im Prager Rudolfinum war dafür seine erste Wahl. Mit ihm verliert die Welt der Klassik einen Dirigenten von internationalem Rang.