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News: Notos Quartett gibt ECHO zurück

Deutliches Zeichen

Pianist Igor Levit und das Notos Quartett geben ihren ECHO Klassik zurück. Die Musiker protestieren damit gegen die Auszeichnung der Rapper Kollegah und Farid Bang

vonJohann Buddecke,

Schon die Nominierung der beiden Gangster-Rapper Farid Bang und Kollegah für den renommierten Musikpreis ECHO in diesem Jahr löste eine heftige und kontrovers geführte Debatte aus. Als die beiden Künstler nun am vergangenen Donnerstag die Auszeichnung für ihre Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ entgegen nehmen durften hagelte es Kritik. Hintergrund der Diskussion sind die Textzeilen der Rapper „Mein Körper definierter als von Ausschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal `nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“. Nun teilten das Notos Quartett auf seiner Facebookseite und Pianist Igor Levit auf Instagram mit, ihre ECHO-Preise aus Protest gegenüber der Jury-Entscheidung zurückgegeben zu haben.

ECHO als „Symbol der Schande“

Das noch junge Kammermusikensemble erläuterte, dass der ECHO in ihren Augen bisher der renommierteste und größte Musikpreis Deutschlands gewesen, durch die Auszeichnung der beiden Rapper jedoch zu einem „Symbol der Schande“ geworden sei. Weiter heißt es in den Statement des Quartetts: „Die Tatsache, dass nun eben dieser Preis offenen Rassismus toleriert, ihm gar eine Plattform bietet und ihn auszeichnet, ist für uns nicht tragbar.“

Ähnlich äußerte sich auch Pianist Igor Levit in seinem Instagram-Statement zur Rückgabe seines Preise: Er lobte zunächst die Mitglieder des Notos Quartetts für ihre Entscheidung und die damit verbundenen Übernahme von Verantwortung, die die Jury hätte vermissen lassen, wie es wörtlich in dem Post heißt. Weiter bezeichnete Levit die Jury-Entscheidung als „vollkommen verantwortungslosen, unfassbaren Fehltritt“, der als Ausdruck des derzeitigen Zustands unserer Gesellschaft gesehen werden kann.

Igor Levit
Igor Levit © Robbie Lawrence

Anders als Igor Levit erhielt das Notos Quartett auf Facebook nicht nur Lob für seine Entscheidung. So finden sich unter dem Post in mittlerweile über eintausendvierhundert Kommentaren nicht nur deutliche Kritik an der Entscheidung des Quartetts, sondern auch Hasskommentare und Beleidigungen.

Auch der Dirigent Enoch zu Guttenberg und Andreas Reiner vom Orchester Klangverwaltung teilten gemeinsam im Verlauf des Tages mit, ihre ECHO-Auszeichnen aus Protest zurückgegeben zu haben. In einem offenen Brief bezeichnen beide den ECHO als „schmutziges Menetekel für die Entwicklung in unserem Land, die uns mit tiefster Sorge erfüllt“.

Doch nicht nur durch die Klassikszene zieht sich eine Welle des Protests, auch der mit dem ECHO für sein Lebenswerk ausgezeichnete Klaus Voorman gab seine Auszeichnung zurück und erhielt dabei Zustimmung von bekannten Pop- und Rockmusikern wie Tote Hosen-Sänger Campino und Peter Maffay.

Bereits am Wochenende hatte der Bundesverband der Musikindustrie (BVMI) auf die deutliche Kritik von Musikern und Politikern reagiert und eine Prüfung des ECHO-Konzepts angekündigt.

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