Wer an die Schweiz denkt, hat schnell auch Gstaad und Yehudi Menuhin im Sinn. Der Jahrhundertgeiger verliebte sich in den 1950er Jahren insbesondere in das Saanenland, war fasziniert von der Urkraft der Natur und der imposanten Berglandschaft. So fasziniert, dass er das nach ihm benannte Festival in Gstaad gründete, damit Musiker „gemeinsam in entspannter Atmosphäre musizieren“, die Umgebung erkunden und miteinander ins musikalische Gespräch kommen.
Um ebendiesen Austausch ging es Menuhin auch bei der Förderung junger Musiker: Den Grundstein für seinen Erfolg erkannte er in seiner eigenen Ausbildung, in der ihn nicht nur exzellente Lehrer begleiteten, sondern er auch immer den Dialog zu anderen Musikern suchte. Um späteren Generationen die gleichen Möglichkeiten zu eröffnen, gründete Menuhin neben Musikhochschulen und Akademien in England und der Schweiz 1983 schließlich auch die Menuhin Competition im britischen Folkstone. 25 Jahre später führte nun der Weg des Wettbewerbs, der alle zwei Jahre in einer anderen Stadt stattfindet, auch in Menuhins geliebte Schweiz – und zwar nach Genf.
Leidenschaft für die Musik schon in jungen Jahren
Vom 12. bis 22. April 2018 traten dort die besten Nachwuchstalente im Fach Violine gegeneinander an und brachten ein überraschendes Ergebnis. Zum ersten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs wurden zwei erste Preise in der Altersklasse bis 16 Jahre vergeben – und zwar an die jüngsten Gewinner, die es in dieser Kategorie je gab: die 11-jährige Chloe Chua aus Singapur und den 10-jährigen Christian Li aus Australien, der im Laufe des Wettbewerbs bereits als einer der Favoriten gehandelt wurde.
Die Präsidentin der Jury, Pamela Frank, fasste den Wettbewerb mit den Worten zusammen: „Es ist unglaublich beeindruckend zu sehen, mit welcher Hingabe sich diese jungen Talente in die Musik stürzen.“ Gemeinsam mit ihren Jury-Kollegen – Joji Hattori, Itamar Golan, Ilya Gringolts, Henning Kraggerud, Lu Siqing, Josef Špaček, Maxim Vengerov und Soyoung Yoon – hatte sie zuvor sechs statt wie üblich fünf junge Geigerinnen und Geiger zum Finale dieser Altersklasse zugelassen.
Durchweg positive Bilanz
In der Altersklasse bis 22 Jahre konnte die 18-jährige Diana Adamyan aus Armenien den Wettbewerb für sich entscheiden. Den zweiten Preis erhielt der deutsch-französische Geiger Nathan Mierdel (20).
Auch für die Veranstalter des Wettbewerbs ist die Bilanz durchweg positiv: Neben dem hohen künstlerischen Niveau begeisterten auch die außerwettbewerblichen Aktivitäten – darunter Besuche bei Geigenbauern, Konzerte in Schulen und Krankenhäusern, Meisterkurse und Konzerte der Jury-Mitglieder – Publikum und Teilnehmer gleichermaßen. „Wir haben uns in Genf sehr willkommen gefühlt und von Anfang an die Begeisterung der Genfer für die ‚Menuhin Competition‘ gespürt“, sagt Gordon Back, künstlerischer Leiter des Wettbewerbs. „Die Stadt war ein idealer Austragungsort, sie hat elf Tage im Puls des Wettbewerbs vibriert. Yehudi Menuhin hatte eine sehr besondere Verbindung zur Schweiz und wir sind glücklich, dass wir mit dem Wettbewerb in Genf sein Erbe in diesem Land, das er so sehr liebte, noch weiter verfestigen konnten.“
Preisträgerinnen und Preisträger der Altersklasse bis 16 Jahre:
Erster Preis: Chloe Chua, Singapur (11) und Christian Li, Australien (10)
Dritter Preis: Ruibing Liu, China (13)
Vierter Preis: Clara Shen, Deutschland (12)
Fünfter Preis: Hina Khuong-Huu, USA/Japan/Frankreich (13)
Sechster Preis: Guido Sant’Anna, Brasilien (12)
Publikumspreis: Christian Li, Australien (10)
Online Preis Arte concert: Guido Sant’Anna, Brasilien (12)
Preisträgerinnen und Preisträger der Altersklasse 16 bis 22 Jahre:
Erster Preis: Diana Adamyan, Armenien (18)
Zweiter Preis: Nathan Mierdl, Frankreich/Deutschland (20)
Dritter Preis: Hyunjae Lim, Südkorea (20)
Vierter Preis: Tianyou Ma, China (17)
Publikumspreis: Diana Adamyan, Armenien (18)
Online Preis Arte concert: Nathan Mierdl, Frankreich/Deutschland (20)
Sehen Sie das Finale mit Christian Li: