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News: Die Stiftung Mozarteum Salzburg präsentiert verschollenen Brief von Mozart

Verschollener Mozart-Brief präsentiert

Die Stiftung Mozarteum Salzburg und Mozart-Botschafter Rolando Villazón präsentieren einen seltenen Brief von Mozart an seinen Freund Anton Stoll aus dem Jahr 1791

vonJulia Hellmig,

Das Schreiben vom 12. Juli 1791, kein halbes Jahr vor seinem Tod, an den Chordirektor Anton Stoll (1747-1805) gehört zu den wenigen Privatbriefen, die von Wolfgang Amadeus Mozart erhalten geblieben sind. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich der Mozart-Brief durchgehend in Privatbesitz und konnte lediglich anhand von Fotografien studiert werden. Sein wohl prominentester Vorbesitzer war Johannes Brahms.

„Jeder Brief Mozarts öffnet uns eine neue Tür in die Seele des größten musikalischen Genies aller Zeiten“

Nun haben die Stiftung Mozarteum Salzburg und Mozart-Botschafter Rolando Villazón den Brief öffentlich präsentiert und in die Sammlung von Original-Autographen der Stiftung Mozarteum, der „Bibliotheca Mozartiana“, aufgenommen. „Was für ein besonderer Moment und was für ein Glück, dass sich die Eigentümerfamilie dieses besonderen Mozartbriefes direkt an die Stiftung Mozarteum gewandt hat“, freut sich Stiftungspräsident Johannes Honsig-Erlenburg.

Rolando Villazón, der letzten Juli die künstlerische Leitung der Salzburger Mozartwoche übernommen hat und zudem offizieller Mozart-Botschafter der Salzburger Stiftung Mozarteum ist, sagt zur Bedeutung dieser kostbaren Neuerwerbung: „Jeder Brief Mozarts öffnet uns eine neue Tür in die Seele des größten musikalischen Genies aller Zeiten. Einen neuen Brief Mozarts zu entdecken ist, wie eine neue Blume in einem wunderschönen Garten zu finden.“

Präsentation des Mozartbriefs durch (v.l.) Armin Brinzing, Leiter der Bibliotheca Mozartiana; Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Stiftung Mozarteum; Ulrich Leisinger, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Mozarteum; Rolando Villazón, Mozart-Botschafter der Stiftung Mozarteum und Intendant der Mozartwoche
Präsentation des Mozartbriefs durch (v.l.) Armin Brinzing, Leiter der Bibliotheca Mozartiana; Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Stiftung Mozarteum; Ulrich Leisinger, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Mozarteum; Rolando Villazón, Mozart-Botschafter der Stiftung Mozarteum und Intendant der Mozartwoche © Martin Hörmandinger

Der Mozart-Brief ist ein Musterbeispiel seinen derben Humor

Der Brief ist ein Musterbeispiel für Mozarts derben Humor. Schon die Anrede beginnt mit einem vierzeiligen Gedicht: „liebster Stoll! bester knoll! grösster Schroll! bist Sternvoll! – gelt, das Moll thut dir Wohl?“ Tatsächlich verwendete Mozart damit seinerzeit geläufige Begriffe, die einen dicken sowie groben Menschen bezeichnen. Aus den nur zwei erhaltenen Briefen Mozarts an Stoll, lässt sich glücklicherweise ein sehr vertrautes, freundschaftliches Verhältnis der beiden zueinander herauslesen.

Mozart hatte gemeinsam mit Stoll am 10. Juli 1791 in Baden unter anderem eine seiner Messen aufgeführt. Mozart überließ ihm dafür seine Originalpartitur und bat ihn mit diesem Brief nun, ihm die eigens angefertigten Stimmen zurückzuschicken, damit er das Werk erneut in Wien aufführen konnte.

Ein falscher Süßmayr meldet sich ebenfalls zu Wort

Hintergrund des Briefes war eine erneute Kur in Baden von Mozarts Frau Constanze. Auch im Juni und Juli 1791 besuchte Constanze das exklusive „Antonienbad“. Mozart besuchte seine Frau während dieser Zeit mehrere Male und nutzte die Gelegenheit, um in der Badener Pfarrkirche mehrere Werke gemeinsam mit Stoll aufzuführen, der dort als Chorregent für die Kirchenmusik verantwortlich war. Eigens für Stoll komponierte Mozart in Baden übrigens eines seiner bekanntesten geistlichen Werke, das „Ave verum“ KV 618.

Auf der Rückseite des Schreibens erlaubte sich Mozart einen weiteren Scherz: Er versuchte die Handschrift seines Schülers und Assistenten Franz Xaver Süßmayr (1766-1803) nachzuahmen. Der falsche Süßmayr wiederholt Mozarts Bitte, die Noten zurückzusenden und droht unter anderem damit, dass Stoll andernfalls nichts mehr von der „Opera“ erfahren werde, an der Mozart gerade arbeite. Damit war die „Zauberflöte“ gemeint, die zweieinhalb Monate später, am 30. September 1791, in Wien uraufgeführt wurde. Der Brief endet ganz im Sinne Mozarts: „Also ein Mann hält sein Wort! Ich bin ihr ächter Freund Franz Siessmayer Scheisdreck, Scheishäusel den 12. Juli“

Hier gelangen Sie zum Brief.

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