Dank der Meister der Wiener Klassik und der Komponisten des 19. Jahrhunderts avancierte die Sinfonie zu einer Gattung, in der fundamentale Fragestellungen des allgemein Menschlichen verfolgt werden können. Seit Beethovens bahnbrechenden Leistungen auf diesem Gebiet ist sie ein zum Podium für philosophische Betrachtungen über das Leben.
Wenn die Dresdner Philharmonie am 25. August Beethovens 2. Sinfonie aufführt, in der er den musikalischen Ausdruck radikal verdichtete, forscht einer dieser Entwicklung nach, die den Weg zu seiner Sinfonie Nr. 3 vorzeichnete. Hier spürte er dem Heldischen nach und begegnete später, ganz besonders prominent, in seiner Fünften dem Schicksal.
Stakkato-Lärm und musikalische Störfeuer
Genau dieses Erbe wird in Dresden fortgeführt, wenn die Dresdner Philharmonie am gleichen Abend unter der Leitung von Michael Sanderling ein neues Werk aus der Taufe heben wird. Fazıl Say, der für diese Spielzeit Composer in Residence an der oberen Elbe ist, hat eine Sinfonie mit dem Beinamen „‚Umut’ (Hoffnung)“ geschaffen – eine Musik, die vor dem Hintergrund von Terror, Krieg und Verfolgung in unserer Zeit entstanden ist. In seinem Werk bringt Say zum Ausdruck, dass es die Hoffnung ist, die uns Menschen auch bei solch erschütternden Erfahrungen verbindet.
In der Partitur seines etwa 40-minütigen Werkes setzt Say ein Hoffnungsthema, das er immer wieder mit lärmenden Stakkatopassagen konfrontiert. An anderen Stellen kommen von anderen Orchestergruppen brutal klingende musikalische „Störfeuer“, gegen die es sich zu behaupten gilt. Im Abschnitt „Party“ nimmt Say schließlich auf ein ganz konkretes Ereignis Bezug: den Terroranschlag auf den Istanbuler Club „Reina“ in der Silvesternacht 2016. 39 Menschen kamen damals ums Leben.
Fazıl Say – Komponisten als Solisten
Beim Konzert am 25. August wird Say auch als Solist auftreten und Beethovens „Sturm-Sonate“ op. 31/2 spielen. Damit führt er eine weitere Tradition der Musikgeschichte fort: Bei Uraufführungen ihrer Werke treten Komponisten, in vielen Fällen auch selbst virtuose Solisten, oft an ihrem Instrument auf.
Wer übrigens weder bei der Uraufführung noch bei der Wiederholung des Programms am 26. August dabei sein kann, hat Gelegenheit, Fazıl Say am 25.4.2019 bei einem Rezital im Kulturpalast zu erleben – mit weiteren Eigenkompositionen.
Hier eine Dokumentation zu Says Sinfonie Nr. 2: