Alles aus der Welt der Oper
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Bach ein Bein gestellt
(Hamburg, 4.12.2022) In seiner letzten Kreation bleibt der große, der legendäre John Neumeier hinter den riesigen Erwartungen an ein letztes Meisterwerk zurück. Johann Sebastian Bachs „H-moll-Messe“ scheint sich dem konkretisierenden Zugriff des Choreographen zu entziehen. Doch seine junge Compagnie begeistert.
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Barockes Sperrstunden-Nocturne
(Schwetzingen, 3.12.2022) Mit gleich zwei szenischen Enden bestraft Regisseurin Nicola Raab ihren Odysseus für sein Sichdavonstehlen eines nur mal eben Zigaretten holenden Mannes. Reinhard Keisers burleske Barockoper wird so gewitzt zum frühen Musical.
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Champagnersause im Foyer
(Stralsund, 3.12.2022) Regisseurin Sandra Leupold hebt mit Verdis vor Gassenhauern strotzendem Opernhit beherzt die vierte Wand auf und macht uns in ihrer präzisen Inszenierung alle zu Mitspielern.
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Mein lieber Schwan, mein lieber Meteroit
(München, 3.12.2022) Die Bayerische Staatsoper verlockt mit einem musikalisch erstklassigen „Lohengrin“ in einer etwas seltsamen szenischen Verpackung.
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Bei Seegang nicht gekentert
(Berlin, 27.11.2022) Herbert Fritsch überrascht an der Komischen Oper Berlin mit Richard Wagners romantischer Oper – im überaus positiven Sinne.
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Welch ein Dunkel hier
(Berlin, 25.11.2022) Regisseur David Hermann enttäuscht mit Beethovens einziger Oper „Fidelio“ auf ganzer Linie. Die Inszenierung ist so unpolitisch und wenig ambitioniert, dass es verblüfft.
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Im Schicksalsrad zwischen Barock und Gegenwart
(Berlin, 20.11.2022) Augenzwinkernd verbindet Regisseurin Barbora Horáková für Vivaldis Musikdrama Versatzstücke und Stilmittel aus unterschiedlichen Epochen, Kunst und Kitsch. René Jacobs eröffnet diesjährigen Barocktage an der Berliner Staatsoper mit der Akademie für Alte Musik Berlin.
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Lebende Legende
René Kollo, der größte deutsche Heldentenor seiner Generation, wird heute 85 Jahre alt.
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Psychische Abgründe
(Lübeck, 18.11.2022) Christiane Lutz‘ Inszenierung der „Salome“ am Theater Lübeck entpuppt sich als Erfolg – vor allem Dank einer starken musikalischen Besetzung.
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Nicht alle Löffel im Besteckkasten
(Wien, 16.11.2022) Tobias Kratzer verlegt im Theater an der Wien Rossinis zu Vierfünfteln ernste „Die diebische Elster“ ziemlich nah an unsere Gegenwart heran, was mit der Musik ganz wunderbar stimmig einhergeht.
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Märchenhafte Menschwerdung
(Nancy, 16.11.2022) Die junge Dirigentin Marie Jacquot und die junge Regisseurin Anna Bernreitner bilden in Lothringen ein Dream-Team im Dienste von Prokofjews Komödienkunst.
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Eine nicht eingelöste Friedensutopie
(Nürnberg, 13.11.2022) Am Staatstheater Nürnberg inszeniert Ilaria Lanzino eine echte Rarität und bringt mit Maria Antonia Walpurgis‘ „Talestri – Königin der Amazonen“ eine Rokoko-Oper aus der Feder einer Frau auf die Bühne. Der Ansatz, das Werk mit einem Fokus auf Femizide umzusetzen, verstärkte das Wirkungspotenzial der Oper.
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Gluck im Glück
(Paris, 13.11.2022) Barockdiva Véronique Gens in der Titelpartie und Maestro Christophe Rousset mit Les Talens Lyriques beleben die neue Natürlichkeit des Christoph Willibald Gluck. Regisseurin Lilo Baur bleibt in ihrer atmosphärisch schönen Inszenierung allzu demütig.
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(K)eine Liebe in Zeiten des Fanatismus
(Dortmund, 6.11.2022) Halévys Grand Opéra „La Juive“ feierte am Theater Dortmund Premiere: nach einem Wechsel des Regisseurs mit metaphorischer Zurückhaltung in der Inszenierung und einer enorm starken Besetzung für die herausfordernden Partien.
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Die Fabel ist eine Lüge
(Weimar, 5.11.2022) Sternstunde mit Rätseln: In Rimski-Korsakows Oper „Der goldene Hahn“ verschwimmen die Kategorien von Politsatire, erotischem Mysterium und metaphysischem Märchentheater zu ganz großem Musiktheater, bei dem die Kategorien von Erfüllung und Sublimation durchlässig werden.
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Von Kindern für Kinder
Hals über Kopf ins Abenteuer Opernbühne: Die Hamburger Opera Piccola wird zwanzig Jahre.
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Müllsäcke und Nylonschnüre
(Hamburg, 23.10.2022) In seiner ersten Wagner-Inszenierung setzt Michael Thalheimer auf atmosphärische Abstraktion, die Psychologisierung der Protagonisten bleibt dabei oberflächlich. Generalmusikdirektor Kent Nagano steuert zu oft mit angezogener Handbremse durch die Sturmfluten in Wagners Partitur.
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Erotische Burleske mit Herz
(Meiningen, 21.10.2022) Mezzo-Legende Brigitte Fassbaender ist auch als Regisseurin längst eine Institution. Ihre Rossini-Deutung steckt voller gepfefferter Pointen.
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Fidelio in der Handschrift einer Existenzialistin
(Wiesbaden, 16.10.2022) Die Sängerdarstellerinnen-Legende Evelyn Herlitzius gab am Staatstheater Wiesbaden mit Beethovens „Fidelio“ ihr Regiedebüt und übertrug ihre eigene kompromisslose Darstellungskunst in ein Regiekonzept.
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Ende gut – alles gut
(Bonn, 16.10.2022) Die Ausgrabung von Alberto Franchettis Oper „Asrael“ offenbart zwar eine krude Geschichte, dafür beglückt sie mit überbordernder Musik zwischen Wagner und Grand Opéra.