Alles aus der Welt der Oper
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Philipp Stölzls Magie-Maschinerie auf dem Bodensee
(Bregenz, 17.7.2024) Die Bregenzer Festspiele beweisen mit ihrer Eröffnung durch Staatsvertreter, wie politisch die Kunst sein kann. Die Inszenierung von „Der Freischütz“ durch Philipp Stölzl als winterliches Spiel auf dem sommerlichen Bodensee lebt von ihren krachenden filmischen Effekten.
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Der Fast Food-Italiener
Es ist Puccini-Jahr. Doch die Auseinandersetzung mit dem Meister aus Lucca bleibt oberflächlich. Diese Vernachlässigung hat er nicht verdient.
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Großartig pessimistisch
(Erl, 12.7.2024) An diesem Premierenabend kamen strategisches Konzeptdenken, Vertrauen in die Relevanz eines intelligenten Musiktheaters und ein ideales wie hoch engagiertes Ensemble zusammen: Regisseur Matthew Wild entwirft ein äußerst differenziertes Gesellschaftspanorama, Dirigent Karsten Januschke entfacht eine destruktive Spannungsdichte.
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Tal der Könige im Burgenland
(St. Margarethen, 10.7.2024) Beim Festival Oper im Steinbruch blickt Regisseur und Bühnenbildner Thaddeus Strassberger mit „Aida“ bildmächtig in die Jenseitswelten der Pharaonen. Die Premiere gerät mitreißend.
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Mysterium Mélisande
(München, 9.7.2024) Im Prinzregententheater ist mit Debussys Oper „Pelléas et Mélisande“ die zweite Premiere der diesjährigen Opernfestspiele zu bestaunen. Regie und Musikalische Leitung kommen in einem packenden Musiktheaterabend gemeinsam zu verblüffenden wie starken Lösungen.
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Klangfarbe aus dem Lautsprecher
(Rheinsberg, 6.7.2024) Nicht nur ein vorabendliches Unwetter sorgt bei der Premiere von Glucks „Iphigenie in Aulis“ für nasstrübe und teils stürmische Aussichten: Im Heckentheater des Schlosses stattfindend, kämpfen die Darsteller der Kammeroper Rheinsberg auch mit den Wogen einer blutarmen Inszenierung des Regisseurs Georg Quander.
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Die Insel der Illusionen
(Heidenheim, 4.7.2024) Festspieldirektor Marcus Bosch dirigiert seinen Puccini zur Festspieleröffnung mit Gefühl statt mit Gefühligkeit. Regisseurin Rosetta Cucchi verlegt die Handlung mit Fortune in die Gegenwart.
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Blonde Populistin vor poetischem Grau
(Berlin, 30.6.2024) Gleich zwei prominente Komponisten vertonten László Krasznahorkais Roman „Melancholie des Widerstands“: Nach Péter Eötvös brachte nun Marc-André Dalbavie seine Komposition als Auftragswerk der Staatsoper Unter den Linden heraus.
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Von der Unschuld des Alters
(Hamburg, 30.6.2024) Altersweise wagt sich John Neumeier zum Abschluss seiner Ära als Chef des nach ihm benannten Hamburg Ballett an die kleinen Formen von Schuberts Klaviermusik. „Epilog“ hat nicht den Anspruch an ein letztes Meisterwerk, es wirkt wie mit leichter Hand gezeichnet.
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Robotik und Künstliche Intelligenz als Spaßbonbons
(Dresden, 29.6.2024) Nach anfänglichem Sauseschritt durch Künstlerintrige, Liebesgeschichte und Karneval findet Regisseurin Barbora Horáková in Berlioz‘ „Benvenuto Cellini“ an der Semperoper das richtige Tempo.
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Politik provokanter als Sex
(München, 28.6.2024) Das Premierenpublikum von György Ligetis „Le Grand Macabre“ lässt sich an der Bayerischen Staatsoper von Regisseur Krzysztof Warlikowski vorschriftsmäßig provozieren.
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Die große Bühne mitten in der Innenstadt
Im Sommer wird mancherorts die Innenstadt zur spektakulären Opernarena.
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Spektakel für Multitasker
(Berlin, 22.6.2024) Dem Gipfeltreffen zwischen Richard Nixon und Mao Tse-tung 1972 setzt das Künstlerkollektiv „Hauen und Stechen“ in ihrer Neuinszenierung von John Adams‘ „Nixon in China“ an der Deutschen Oper surreale Welten entgegen.
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Der Fanatismus behält das letzte Wort
(Frankfurt am Main, 16.6.2024) Tatjana Gürbaca inszeniert an der Oper Frankfurt Fromental Halévys Grand Opéra „La Juive“ mit einer Spitzenbesetzung, angeführt von John Osborn als der wohl derzeit beste Éléazar weltweit.
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Entdecker mit finsterer Seite
(Bonn, 16.6.2024) Werner Egks 1933 erstmals im Radio gesendete Oper „Columbus“ ist ein dramaturgisch bemerkenswertes Zusammenspiel von Musik- und Sprechtheater. Am Theater Bonn vermag sie szenisch wie musikalisch zu überzeugen.
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Oper ohne Opfer
Beleidigen alte Operntexte Teile unserer Gesellschaft? Die Initiative Critical Classics hat für die „Zauberflöte“ eine alternative Textfassung vorgelegt.
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Vom Trauma zur Leere
(Stuttgart, 9.6.2024) An der Staatsoper Stuttgart entfaltet Verdis „Il trovatore“ dank eines darstellerisch und vokal überzeugenden Ensembles seine volle Wirkung.
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Leipzig, das Klein-Paris
(Berlin, 8.6.2024) Mit Gerd Natschinskis „Messeschlager Gisela“ konstituiert die Komische Oper Berlin ihre Projektreihe zur weitläufig in Vergessenheit geratenen DDR-Operette und nimmt sich damit einiges vor: Der Start macht Lust auf diese scheinbar fremd gewordene Welt und lässt auf mehr hoffen.
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Klug, schön, hässlich, flach
(München, 3.6.2024) Mit „Shall I Build a Dam?” und „nimmersatt“ haben gleich zwei Uraufführungen der Münchener Biennale Wasser und Nahrung zum Thema – mit sehr unterschiedlichem Erfolg.
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Zar Peter ante portas
(Berlin, 2.6.2024) An der Staatsoper Unter den Linden kam jetzt mit vier Jahren Verspätung Modest Mussorgskis „Chowanschtschina“ in der Inszenierung von Claus Guth mit Simone Young am Pult auf die Bühne. Als Geschichtsdiskurs auch über die russische Gegenwart.