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Ethel Smyth: „The Wreckers (Les Naufrageurs)“ (DEA)

Nach über hundert Jahren endlich auf der Bühne

Die Originalfassung von Ethel Smyths „The Wreckers“ feiert ihre deutsche Erstaufführung.

vonIrem Çatı,

Ethel Smyth wusste, dass sie für ihre Träume und Überzeugungen kämpfen musste – notfalls auch mithilfe eines Hungerstreiks, einem Schweigegelübde oder gezieltem Psychoterror. Zunächst gegen ihre Eltern, die ihr ein Kompositionsstudium am Leipziger Konservatorium verweigern wollten, später gegen männliche Kollegen wie Johannes Brahms, die für eine komponierende Frau gerade einmal ein herablassendes Lächeln übrig hatten. Zeit ihres Lebens musste sich Smyth (1858–1944) in einer Männerdomäne behaupten – wie viele Komponistinnen heutzutage immer noch –, was ihr dank ihres unermüdlichen Einsatzes gelungen ist.

Und auch sonst war die britische Komponistin alles andere als konventionell: Mit der Frau des Präsidenten des Leipziger Bachvereins, Elisabeth von Herzogenberg, führte sie eine homosexuelle Beziehung, sie widersetzte sich Dirigenten, die ihre Kompositionen verändern wollten, kämpfte mit den britischen Suffragetten für Frauenrechte und verbüßte dafür eine zweimonatige Haftstrafe. Im Gegensatz zu vielen anderen komponierenden Frauen ihrer Zeit reicht ihr Œuvre weit über Lieder und Klavierstücke hinaus und weist mehrere Werke für Chor und Orchester sowie insgesamt sechs Opern auf. Eine davon ist das 1906 uraufgeführte Musikdrama „The Wreckers (Les Naufrageurs)“, das durch das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin in französischer Urfassung zur Deutschen Erstaufführung kommt. Darin geht es um eine von ihrem Laienprediger angestachelte Gruppe von Dorfbewohnern, die Schiffe an die Küste lockt, um diese zu plündern. Dagegen stellen sich der Fischer Mark und seine Geliebte Thirza, die gleichzeitig die Frau des Predigers ist. Die Oper endet in der Verurteilung und dem tragischen Tod der beiden.

Symposium beleuchtet Leben und Wirken von Ethel Smyth

Vor der Opernaufführung widmet sich ein vierteiliges Symposium dem Leben und Schaffen Ethel Smyths. Darin soll zunächst ausgehend vom Geschlechterdiskurs um 1900 in Bezug auf Komponistinnen, die vielfältige Persönlichkeit der Komponistin, ihr künstlerisches Schaffen und sonstiges Wirken beleuchtet werden. Den Höhepunkt des Symposiums bildet die Podiumsdiskussion zum Thema „Komponistinnen auf dem Vormarsch: Umgang mit der vielfältigen historischen Persönlichkeit Ethel Smyth und ihrer Musik heute“.

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