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Grauns Oper „Montezuma“ am Theater Lübeck

Weil der König in den Krieg ziehen wollte

Carl Heinrich Grauns Oper „Montezuma“ warnt vor den Gefahren der Gastfreundschaft.

vonSören Ingwersen,

Ein aufwändiges Spektakel brachte Friedrich II. am 6. Januar 1755 auf die Bühne des Königlichen Opernhauses Unter den Linden. Das Publikum sollte staunen über die Wunderdinge, die sein Theater zu bieten hatte, sich berauschen an den sinnlichen Eindrücken, die als Widerschein majestätischer Machtfülle die Erhabenheit des Herrschers zelebrierten. Auf der mit Kerzenlicht illuminierten Bühne sangen international berühmte Kastraten und Primadonnen vor den Kulissen des alte Mexiko. Dabei war die Oper „Montezuma“ nicht der bloßen Lust am Exotismus geschuldet. Vielmehr wollte Friedrich II. seinem Publikum mit einer historischen Persönlichkeit anschaulich vor Augen führen, welche Qualitäten einen guten Herrscher auszeichnen. Daher machte der König sein Opernprojekt zur Chefsache und schrieb das Libretto selbst, während Hofkapellmeister Carl Heinrich Graun eine Musik schrieb, die trotz ihrer Verankerung im italienischen Opernstil weitestgehend auf affektorientierten Arienprunk verzichtet und zu einer fast schmucklosen Musiksprache findet, die ihren Figuren eine für die Barockzeit ungewöhnliche psychologische Tiefe verleiht.

Die Oper erzählt vom Aztekenkaiser Montezuma II., der die spanischen Eroberer unter Hernán Cortés im Jahr 1520 ohne jeden Argwohn willkommen heißt. Mithilfe einer List nehmen die neuen Kolonialherren Montezuma gefangen. Ein Befreiungsplan seiner Braut sowie alle Versuche einer friedlichen Lösung des Konflikts scheitern, sodass Montezuma schließlich getötet wird und die Spanier ein unbarmherziges Gemetzel unter den Azteken anrichten.

Oper mit politischem Interesse

Indem Friedrich II. mit der Figur des aufgeklärten, gutmütigen Aztekenkaisers zugleich ein Ab- und Gegenbild seiner selbst entwarf, wollte er sein eigenes Handeln rechtfertigen: Ursprünglich den Idealen der Aufklärung verpflichtet, entwickelte der Preußenkönig sich zu einem verbitterten Realpolitiker, der seinen Herrschaftsanspruch vor allem durch kriegerische Auseinandersetzungen sicherte. Nachdem er seinen Untertanen auf der Bühne gezeigt hatte, wie es einem Volk ergeht, das fremden Armeen gegenüber allzu freundlich auftritt, fiel Friedrich II. ein Jahr später mit seinem Heer in Sachsen ein.

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