Im österlichen Monat April, wenn der Lenz die Lieblichkeit des Lebens lobpreist, wenn die wilden Winterstürme weichen, ja dann hält wieder das große Musikdrama Einzug in die Theaterprogramme.
Denn Osterzeit ist auch Wagnerzeit. Zumindest in Bezug auf seinen epochalen Schwanengesang „Parsifal“, vom Komponisten selbst ganz unbescheiden als Bühnenweihfestspiel betitelt, hat sich durch Einbindung religiöser Elemente wie dem berühmten Karfreitagszauber eine gewisse Aufführungstradition manifestiert, die sich Jahr für Jahr rund um das Osterfest ansiedelt. Doch obwohl die Oper nicht nur Wagners letztes, sondern auch dessen umfangreichstes Bühnenwerk ist (mit rund viereinhalb Stunden Ausführungszeit ist „Parsifal“ wahrlich ein Werk biblischen Ausmaßes), sind es bei Weitem nicht nur die großen Häuser in den Metropolen, an denen das Opus in dieser Saison zu erleben ist.
Monumentalwerk mit voluminöser Partitur
Am Theater Koblenz beispielsweise hat sich Intendant und Regisseur Markus Dietze an das altehrwürdige Stoffgemisch aus Sünde, Sühne, Mitleid und Erlösung gewagt. Schon in früheren Jahren hatte er beim Bayreuther „Ring“ von Jürgen Flimm assistiert. Jetzt will er Wagner mit seiner eigenen Handschrift versehen. Die Rheinische Philharmonie stellt sich der voluminösen Partitur unter der Leitung des Berliners Marcus Merkel.
Bereits 2019 hatte sich wiederum das Theater Hagen mit einer radikalen „Tristan“-Inszenierung von Jochen Biganzoli mutig profiliert, um sich mit „Parsifal“ nun erneut einem Wagnerschen Monumentalwerk zuzuwenden. Heute wie damals liegt die musikalische Verantwortung bei GMD Joseph Trafton. Die Inszenierung von Nilufar K. Münzing wird zudem als Gastspiel am Konzert Theater Coesfeld zu sehen sein.
Der April beschränkt sich in Sachen Wagner jedoch keinesfalls nur auf Bühnenweihfestspiele. Nicht weniger von höfischer Ehrbarkeit geprägt ist die Geschichte des edlen Schwanenritters Lohengrin (Michael Siemon), die am Staatstheater Meiningen erzählt wird. Der ehemalige Intendant Angar Haag kehrt hier als Regisseur ans Haus zurück, musikalisch ergänzt von GMD Philippe Bach.
Wagner-Ikonen
In Zürich erwartet die Opernwelt zudem gespannt den Startschuss für den neuen, lange geplanten „Ring des Nibelungen“ aus der Regie-Feder von Intendant Andreas Homoki. Bereits seit 2012 hat Homoki den Posten am Opernhaus inne. Seither konnte er sich dort über den „Fliegenden Holländer“ (2012) und „Lohengrin“ (2014) bereits mehrfach mit dem Schaffen Wagners auseinandersetzen. Gianandrea Noseda feiert mit dem „Rheingold“ seinen Einstand als neuer GMD. Ebenfalls sein Zürcher Debüt gibt Bassbariton und Wagnerspezialist Thomasz Konieczny in der Rolle des Wotan.
„Dich, teure Halle, grüß’ ich wieder“ heißt es dagegen in Hamburg, wo der ungarische Film- und Theateregisseur Kornél Mundruczó in Zusammenarbeit mit Kent Nagano einen neuen „Tannhäuser“ auf die Bühne der Staatsoper bringt. Mit Klaus Florian Vogt, der vor allem für seinen prägenden Lohengrin bekannt ist, singt auch hier eine absolute Wagner-Ikone in der Titelpartie.