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Opern-Tipps im Mai 2025: Monat der Uraufführungen

Der Mai ist gekommen, die Opern schlagen aus

Im Wonnemonat Mai sprießen und erblühen allerorts neue Opernwerke.

vonAndré Sperber,

Da komme bitte nochmal einer daher und behaupte, die Oper sei verstaubt. Im Wonnemonat Mai, der ohnehin alles neu macht, gibt es auf den Bühnen so viel Neues zu erleben wie selten. Eine Uraufführung jagt die nächste, überall sprießen und grünen junge, frische Musiktheatertriebe und lassen die Opernlandschaft in bunt schillernden Farben erblühen. Wollte man sie alle nennen, liefe man Gefahr, sich ob der Menge in stupiden Aufzählungen zu verlieren. Drum sei hier lediglich eine erlesene Handvoll genannt, die besonders abwechslungsreich und lohnend erscheint.

Fangen wir oben an, in Hamburg, wo die Komponistin Unsuk Chin sich einst bei György Ligeti einer strengen, aber fruchtbaren Ausbildung unterzog. Heute ist die gebürtige Südkoreanerin hoch erfolgreich, bekam im vergangenen Jahr sogar den Ernst von Siemens Musikpreis verliehen. Ihre facettenreiche Musik bezeichnete sie einmal selbst als „das Abbild ihrer Träume“. Kaum ein Zufall wohl, dass in ihrem neuen Opernwerk ebenfalls der Traum im Zentrum steht: Durch Träume nämlich erhält Dr. Kieron, ein brillanter, aber innerlich zerrissener Wissenschaftler, seine bahnbrechenden Visionen. Des Nachts sucht er unterdessen Erfüllung in der zwielichtigen Unterwelt, bis er schließlich die Kontrolle verliert. Ein Pakt mit dem Dämon Astaroth soll Klarheit bringen – mit fatalen Folgen. Kent Nagano, der bereits 2007 Chins erste Oper „Alice in Wonderland“ in München zur Uraufführung brachte, steht auch in Hamburg bei der Premiere von „Die dunkle Seite des Mondes“, einem Fauststoff des 21. Jahrhunderts, am Pult.

Ein Fauststoff ist auch Henrik Ibsens „Peer Gynt“, der musikhistorisch betrachtet heute vor allem durch die zugehörige Schauspielmusik von Edvard Grieg bekannt ist – ein regelrechtes Konvolut klassischer Evergreens. Am Stadttheater Bremerhaven bringt der aus Estland stammende Komponist Jüri Reinvere das Literaturjuwel als neues Opernwerk auf die Bühne und erzählt die Geschichte des jungen, ungestümen, nach Ruhm und Anerkennung ringenden Titelhelden in einer Musiksprache, die sich zwischen Romantik und Moderne bewegt.

Weniger Literatur-, dafür mehr Zeitgeschichtliches fokussiert „American Mother“ am Theater Hagen: Diane Foley, Mutter des Journalisten James Foley, der von Terroristen über Jahre hinweg gefangen gehalten und schließlich ermordet wurde, trifft in einem Gerichtsgebäude auf die Täter. Ein schmerzhafter Weg zwischen Trauer, Gerechtigkeit und Vergebung, eindrucksvoll in Tonsprache übersetzt von der Britin Charlotte Bray.

Neues oder lieber neues Altes?

Mike Svoboda, Komponist, Posaunist und musikalischer Grenzgänger, nimmt sich unterdessen „Adam und Eva“an, einem der berühmtesten Paare der Menschheitsgeschichte. Hier ist jedoch keinesfalls biblische Strenge, sondern allenfalls gewiefter Humor zu erwarten; die Vorlage bildet die gleichnamige Komödie von Peter Hacks. Der Komponist steht bei der Schwetzinger Uraufführung übrigens selbst am Pult.

Und wem das alles doch zu neuartig ist, der bekommt in Ulm etwas neues Altes geboten – mal wieder. Denn nachdem hier bereits 2022 mit „La Légende de Tristan“ eine Oper von Charles Tournemire (1870–1939) erfolgreich posthum aus der Taufe gehoben wurde, steht nun mit „Le petit Pauvre d’Assise“ endlich auch die letzte noch ausstehende Oper des Franzosen zum ersten Mal überhaupt auf einem Spielplan. Eine Assisi-Oper also, jedoch nicht zu verwechseln mit derjenigen von Olivier Messiaen. Dieser war übrigens Tournemires Schüler.






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