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Opern-Tipps im Oktober: Der Ring des Nibelungen

Ringlein, Ringlein, du musst wandern

Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ steht in dieser Spielzeit bei zahlreichen Opernhäusern auf dem Spielplan.

vonAndré Sperber,

In Bayreuth sind Applaus, Jubel und Buhrufe kaum verklungen, da steht die Wagner’sche Anhängerschaft in Sachen Tetralogie schon längst wieder vor den nächsten Großereignissen. Denn die Feuer der „Ring“-Schmieden brennen dieser Tage besonders heiß und zahlreich – irgendwo wagt sich immer ein Opernhaus an die großartig geartete Göttergeschichte rund um den rheingüldenen Reif heran.

Das Saarländische Staatstheater beispielsweise ist gerade erst mit dem „Rheingold“ in die neue Saison gestartet, der pandemiebedingt mehrfach verschobene Saarbrücker „Ring“ unter der szenischen Verantwortung der beiden ungarischen Regisseurinnen Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka kann dort nun endlich Fahrt aufnehmen. Auf voller „Ring“-Fahrt ist dagegen schon Regisseur Andreas Homoki am Opernhaus Zürich. Hier ist bereits „Die Walküre“ angelaufen, im Laufe des kommenden Jahres soll dann mit „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ der Abschluss erfolgen, hochkarätig besetzt mit Klaus Florian Vogt und Camilla Nylund in den Hauptrollen.

Am Staatstheater Braunschweig hat man überdies die gesamte Saison dem Werk verschrieben und probiert sich mit dem Projekt „Ausweitung des Ringgebiets“ an einer spartenübergreifenden Neuinterpretation. Auf das regulär musikthea­trale „Rheingold“ folgt die Uraufführung des Tanztheaters „Siegfried – Eine Bewegung“, im März dann das Schauspiel „Die Walküren“. Das Projekt gipfelt im Juni 2023 mit einem zwölftägigen „Ring“-Festival.

Vier Teile als Einheit gedacht

Im besonderen Fokus stehen derzeit natürlich die vier Premieren des „Ring des Nibelungen“ an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Das Mammut-Projekt einer kompletten, quasi an einem Stück aufgeführten Neuinszenierung des gesamten Zyklus kennt man vielleicht aus Pilgerstätten wie Bayreuth, weniger jedoch von einem Repertoire-Haus.

„Die Idee, einen neuen ‚Ring‘ zu produzieren, besteht bereits seit rund sieben Jahren“, erklärt Staatsopernintendant Matthias Schulz. Die Tetralogie dabei als Ganzes zu präsentieren, sei auch ein Herzenswunsch von Regisseur Dmitri Tcherniakov gewesen, „da er das Werk als Einheit denkt. Wie ein einziges Stück von rund sechzehn Stunden Dauer – für ein Haus wie unseres die ultimative Herausforderung.“ Das bestätigt auch Chefdramaturg Detlef Giese: „Die Bedingungen bei einem solchen Projekt sind ganz andere, als bei einer ‚normalen‘ Produktion“. Das finge schon in den Proben an, bei denen die Szenen der vier Opern nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern nur querbeet einstudiert werden könnten. „Dadurch ist es ein bisschen wie ein Puzzlespiel, bei dem auch wir selber erst ganz zum Schluss ein Bild vom großen Ganzen bekommen.“

Dmitri Tcherniakov hat an der Staatsoper unter anderem bereits „Tristan“ und „Parsifal“ inszeniert. Die stets sehr detailreiche Psychologisierung seiner Figuren erreiche er vor allem auch durch einen sehr engen und intensiven Austausch mit den Sängerinnen und Sängern, berichtet Giese, der mit dem vielgefragten Regisseur schon mehrfach zusammengearbeitet hat. Auch dem starken Gegenwartsbezug, ein Markenzeichen seiner Inszenierungen, bleibt Tcherniakov beim Berliner „Ring“-Zyklus treu: „Es geht um Menschen aus dem Hier und Jetzt und um eine Handlung, die bewusst gänzlich von Mythos und Sagenhaftigkeit befreit ist“, so Giese.

Die musikalische Verantwortung des Projekts sollte wiederum ursprünglich bei GMD Daniel Barenboim liegen, der jedoch aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen musste.

Wagner-Urgestein Christian Thielemann, den Barenboim selbst im Vorfeld als seine Vertretung ans Pult gebeten hat, übernimmt das Premieren-Dirigat.

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