Sie ist eine Traumfigur des klassischen Balletts, eine Traumrolle sowieso – und überstrahlt glorreich das Stück, das als Archetypus der romantischen Tanzkunst gilt: Giselle! Uraufgeführt wurde das gleichnamige Meisterwerk mit der Musik von Adolphe Adam 1841 in Paris und wird bis heute in allen Opernhäusern gefeiert. Kein Wunder, dass kleine Mädchen davon schwärmen, und nicht nur wegen des schönen Prinzen, der sich darin in das einfache Kind aus dem Volk verliebt, sondern weil das Tanzen überhaupt Giselles Schicksal ist. Zauberwesen, Feen und Geister schwirren durch ihre Welt und die Ballerina schwebt auf Spitze und im luftigsten Tutu über den harten Boden der Realität durch die Tanzgeschichte. Nun ist Giselle am legendären Staatstheater Meiningen zu sehen. Die Choreografie stammt von Andris Plucis, seit 2018 künstlerischer Leiter des Landestheaters Eisenach. Dort brachte er letzten Herbst Giselle auf die Bühne und zeigt die hoch gelobte Aufführung jetzt in Meiningen.
Und wie werden die Choreografen Jaume Costa und Guilherme Correia Carola diesen Klassiker am Landestheater Coburg auslegen? Wie werden sie eine Balance zwischen den tänzerischen und pantomimischen Szenen in Giselle finden? Auch in Oberfranken freilich, davon kann man ausgehen, wird das romantische Ballett seinen schwärmerisch-fantastischen Zauber entfalten.
Parodie der heutigen Tanzszene
Mit seiner radikalen Neuinterpretation von Giselle für das schwedische Cullberg Ballet begann 1982 die Karriere von Mats Ek. 1997 wurde dann sein Stück „A Sort of …“ beim Nederlands Dans Theater uraufgeführt (Musik: Henryk M. Górecki), das er nun an der Deutschen Oper Berlin mit dem Staatsballett einstudiert. „Bewegung ist Sprache. Sie ist weder Ästhetik noch Dekoration, ebenso wenig eine Illustration der Musik, sondern eine eigenständige Ausdrucksweise“, so Mats Ek in einem Interview über sein künstlerisches Credo. Gleichfalls für das Cullberg Ballet war Alexander Ekman aktiv, dessen Choreografie „Cacti“ (2010) auch in der Deutschen Oper Berlin herauskommt. Man kann es als eine humorvolle Parodie der heutigen Tanzszene beschreiben, in der 27 Tänzerinnen und Tänzer am Schluss einen Kaktus erworben haben. Warum? Das weiß niemand so genau, aber es macht Spaß, weswegen sich inzwischen zwanzig Compagnien rund um den Globus das Stück anverwandelt haben. Ein Streichquartett spielt dazu Haydn, Beethoven, Schubert. Unter dem Titel „Ek | Ekman“ werden die Arbeiten der zwei schwedischen Choreografen in Berlin gezeigt.
Tief zurück in die Zeit des Barock führt dagegen Steffen Fuchs mit Im goldenen Schloss am Theater Koblenz. Der gebürtige Hallenser hat sich schon mehrfach mit Johann Sebastian Bach, dessen Biografie und Œuvre beschäftigt. Diesmal befasst er sich mit dessen Sohn Carl Philipp Emanuel Bach. Im Zentrum dieses sinfonischen Ballettabends steht jedoch auch die Auseinandersetzung mit den Klangwelten anderer Komponisten und ihrer Schaffenslust, mit der sie neue musikalische Landschaften erkundeten.