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Theater Bonn: „Ein Feldlager in Schlesien“ von Giacomo Meyerbeer

Des Königs Flöte tönt aus dem Nebenzimmer

Meyerbeers Oper „Ein Feldlager in Schlesien“ erklingt erstmals wieder auf einer Bühne.

vonIrene Bazinger,

Langsam kommen die Werke Giacomo Meyerbeers wieder auf die Spielpläne deutscher Opernhäuser. Doch es hat nach dem nationalsozialistischen Rassenwahn und seinen verheerenden Auswirkungen lange gedauert, ehe der 1791 in Berlin geborene jüdische Komponist erneut ein zugewandtes Publikum finden konnte. In Bonn wird nun sein kaum bekanntes dreiaktiges Singspiel „Ein Feldlager in Schlesien“ wohl zum ersten Mal seit der Uraufführung 1844 auf die Bühne gebracht. Es ist eine Produktion der Reihe „Fokus ’33 – Forschungsreise zu den Ursachen von Verschwinden und Verbleiben“. Das Rechercheprojekt stellt Opern vor, die nach 1933 aus den Spielplänen verschwunden sind. „Die Bandbreite reicht von der Grand opéra bis zur Avantgarde der dreißiger Jahre“, so Operndirektor Andreas Meyer. Dazu gehört auch „Ein Feldlager in Schlesien“, in dem es um Szenen aus dem Leben Friedrich des Großen zur Zeit des Siebenjährigen Krieges geht. Der König tritt nie auf, ist aber natürlich der Dreh- und Angelpunkt der Handlung. „Dabei symbolisiert der Klang seines Flötenspiels die Präsenz des Königs, denn dieser selbst darf auf der Bühne nicht erscheinen. Alles löst sich in Sanssouci: Die Sopranistin singt Koloratur und unsichtbar im Nebenzimmer flötet der ,Alte Fritz‘ im Duett mit ihr“, erläutert Regisseur Jakob Peters-Messer.

Aus der Geschichte lernen

Meyerbeer scheut nicht vor patriotischem Pathos zurück, oder, wie es aus dem Theater Bonn heißt: „Der Gestus des Nationalen ist in diesem Werk ausgeprägt wie bei keinem deutschsprachigen Musiktheaterwerk zuvor.“ Freilich würdigt Meyerbeer neben den Hohenzollern überdies das Genre der Oper insgesamt. Die Regie liegt in den Händen des Meyerbeer-Spezialisten Peters-Messer, der bereits die Urfassung von Vasco da Gama („L’Africaine“) 2013 in Chemnitz zur Uraufführung gebracht hat. Was er damals schrieb, gilt gewiss auch diesmal: „Meyerbeers Werk kreist immer um dieselben Fragen: Was können wir aus der Geschichte lernen? Können wir überhaupt aus der Geschichte lernen? Oder ist sie ein ewiger Kreislauf von Katastrophen?“ Vergnügt nennt er das „Feldlager“ einen „Hybrid zwischen komischer Oper, gemütvollem Singspiel, militärischem Spektakel und Grand Opéra.“

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