International erfolgreicher Solomusiker zu werden, ist mit vielen Entbehrungen verbunden und das Ergebnis einer Auslese in einem knallharten Konkurrenzkampf. Ohne den Gewinn renommierter Wettbewerbe ist es in Zeiten eines globalisierten Konzertmarktes kaum möglich, eine internationale Karriere zu starten. Und selbst wenn man in jungen Jahren dort erfolgreich ist, ist das noch lange keine Garantie. Wer Jahrzehnte alles investiert und viel aufgibt, kann auf den letzten Metern doch noch straucheln. Auch Glück gehört zum Geschäft.
Wer aber wie die japanische Geigerin Akiko Suwanai in Brüssel und Moskau schon in frühester Jugend unter den Bestplatzierten war, ist heute – 35 Jahre nach dem Start ihrer rasanten Karriere – desto besser in der Lage, die eigenen Erfahrungen an die jüngere Generation weiterzugeben, nicht nur als selbst Lehrende, sondern auch als Jurorin und Festivalleiterin. „Es geht nicht nur darum, Geige zu lernen, sondern darum, Mensch zu werden“, fasst die heute 52-Jährige zusammen, was eine gute Ausbildung leisten muss.
Durch Vielseitigkeit zum Erfolg
Dabei war ihr eigener früher Erfolg alles andere als die Krönung einer exakten Karriereplanung. Hineingeboren in eine eher musikferne Familie auf der Insel Hokkaidō, mag ihr Naturtalent eher ein Zufallsfund gewesen sein in einer Zeit, als der Hunger nach europäischer Kultur in Japan gerade erwachte. Und auch nach den unerwarteten Wettbewerbserfolgen, die einen ungebremsten Aufstieg hätten garantieren können, hörte Akiko Suwanai nie auf zu lernen, sondern schloss weitere Studien an der Juilliard School in New York und an der Berliner Universität der Künste an, wo sie heute selbst lehrt. Sie wollte nie nur technisch brillant sein, sondern die Musik auch wirklich durchdringen bis hin zur philosophischen Grundierung – alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Entsprechend offenherzig vertrauten ihr nicht wenige Zeitgenossen die Ur- oder Erstaufführungen neuer Werke an, darunter Péter Eötvös, Esa-Pekka Salonen oder Krzysztof Penderecki. Und bis heute folgt Akiko Suwanai ihrer zweiten großen Leidenschaft: der Kammermusik – auch eher ungewöhnlich für weltweit gefragte Solisten. Vielleicht begründet diese Vielseitigkeit ihren Erfolg. Zu einem Gutteil hat man ihn also doch selbst in der Hand.