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Porträt Berliner Philharmoniker

Auf Tuchfühlung in Singapur

Die Berliner Philharmoniker musizieren im Kino in 3D

vonEcki Ramón Weber,

Die Berliner Philharmoniker haben mit Filmen wie Rhythm Is It! und Trip to Asia längst auch Kinogeschichte geschrieben. Für ihr neuestes Filmprojekt haben sie sich nun auf ein besonderes cineastisches Abenteuer eingelassen und stoßen in die dritte Dimension vor. In der aktuellen Produktion Berliner Philharmoniker in Singapur. A Musical Journey in 3D treten die Musiker und ihr Chef Sir Simon Rattle aus der Leinwand in den Kinosaal und schweben über den Köpfen der Zuschauer. Der Film, gedreht während eines Singapur-Gastspiels im November 2010, widmet sich zwei Werken: Erst gibt es Mahler pur, seine erste Sinfonie als reinen Konzertmitschnitt aus den „Esplanade Theatres on the Bay“ in Singapur. Dann folgen Sergej Rachmaninows Sinfonische Tänze, bei denen immer wieder Impressionen aus dem boomenden Stadtstaat zu sehen sind.

Bei Mahlers Erster können sich die Zuschauer zunächst einmal voll und ganz auf die Musik und auf das Erlebnis eines gefilmten Konzerts einlassen. Regisseur Michael Beyer verzichtet auf optische Spielereien und zeigt stattdessen eindrucksvoll die Kommunikation zwischen den Musikern. „3D wird ja oft für Effekte in Action-Filmen eingesetzt. Ich wollte die Technik jedoch so nutzen, dass das Orchester in keinem Fall exhibitionistisch vorgeführt wird“, sagt Regisseur Michael Beyer, der sich in den letzten Jahren international einen Namen als Spezialist für Musikfilme gemacht hat.

„Für mich hat 3D bei diesem Film in dem Sinne funktioniert, dass eine Intensivierung des Erlebens von Musik möglich wurde“, erklärt er. Beyer hat mit seinem Team bei der Mahler-Sinfonie die Blickkontakte zwischen Sir Simon und den einzelnen Musikern des Orchesters filmisch eingefangen und herausgearbeitet, wie die einzelnen Solisten, Staffelläufern ähnlich, eine musikalische Linie jeweils fortführen.

In der zweiten Hälfte des Films, bei Rachmaninows suggestiven Sinfonischen Tänzen, die vom Komponisten ursprünglich für ein Ballett gedacht waren, werden dann immer wieder Bilder aus der Metropole eingeblendet. Man sieht die faszinierende Skyline von Singapur, den riesigen Containerhafen, die Verkehrsströme, aber auch hier wieder die Menschen, das Alltagsleben. Marktszenen, alte Männer beim Brettspiel, traditionelle Tänze im Park, Tai Chi auf einem Platz vor einem Wohnblock werden gezeigt und auch das vielfältige religiöse Leben der Stadt, die ein echter Schmelztiegel der Kulturen ist. Gefilmt wurden buddhistische und hinduistische Rituale, Moscheen und christliche Kirchen. Michael Beyer ist beeindruckt davon, wie respektvoll die verschiedenen Kulturen in Singapur miteinander umgehen: „Es gibt eine große Toleranz, die auch staatlich gewollt ist. Sämtliche religiöse Feiertage werden von allen mitgefeiert, das fand ich faszinierend.“

Was im Ergebnis so leicht und organisch aussieht, war mit unfassbar viel Arbeit verbunden. Denn das Filmen in 3D ist mit viel mehr Aufwand verbunden als ein herkömmlicher Dreh. Es ist längst nicht damit getan, einfach Kameras im Konzertsaal aufzustellen. Jede Einstellung wird mit zwei Kameras aufgenommen, die jeweils exakt aufeinander abgestimmt werden müssen. Das bedeutet auch doppelt so viele Datenmengen, die digitalisiert und zusammengeführt werden müssen. „Es war ein richtiges Abenteuer. Mit 3D befinden wir uns ja noch in der Pionierphase, es gibt noch nicht so viele Erfahrungswerte“, erzählt Michael Beyer. „Wir hatten Glück, dass die Berliner Philharmoniker so locker waren. Das Orchester hat wahnsinnig viel Druck aus den komplexen Dreharbeiten genommen.“

Kinostart: 20. Oktober 2011

www.berlinerphilharmoniker3d-derfilm.de

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