Beinahe könnte man die strahlend weiße Halle mit dem geschwungenen Holzdach für einen außergewöhnlich attraktiven Flugzeughangar halten. Dabei handelt es sich um eine der ungewöhnlichsten Kirchen Brandenburgs: die Johannische Kirche in Blankensee bei Trebbin. 1928 errichtete der gelernte Maurer Joseph Weißenberg die Gottesdiensthalle nach eigenen Entwürfen auf torfigem Baugrund. Baupläne gab es keine, ebenso wenig einen Architekten. Dennoch haben die verblüfften Statiker bis heute keinerlei Sicherheitsmängel feststellen können.
Am 2. Juli wird die Kirche wohl besonders gut gefüllt sein: Im Rahmen der Brandenburgischen Sommerkonzerte gastiert der Kammerchor Stuttgart unter Leitung von Frieder Bernius. Im Gepäck haben die Sänger Bachs Motetten, passend zum strengen, kühlen Raum des hölzernen Gotteshauses.
Das Wirken der Johannischen Kirche, einer evangelischen Religionsgemeinschaft, geht in Blankensee weit über die übliche Gemeindearbeit hinaus. Ihrem Begründer, Joseph Weißenberg, werden bis heute heilende und hellseherische Fähigkeiten nachgesagt. Schon als Vierjähriger soll er tödliche Krankheiten durch Handauflegen behandelt haben, später sagte er wirtschaftliche und politische Entwicklungen voraus. Seinen erlernten Beruf gab er auf, um sich ganz seiner wohltätigen Arbeit zu widmen. 1920 erwarb er Land bei Blankensee, etwa 30 Kilometer südlich der Berliner Stadtgrenze, und begann mit dem Bau der „Friedensstadt“; sie wird am Konzerttag Thema einer Führung sein. Die Siedlung sollte ihre Bewohner in die Lage versetzen, in christlicher Gemeinschaft und unabhängig zusammenzuleben. Für 500 Menschen entstanden so nicht nur kleine, zweckmäßige Wohnhäuser, deren Fassaden Bibelzitate zieren, sondern auch ein Altenheim, eine Schule, ein Wasserwerk und landwirtschaftliche Nutzflächen zur Selbstversorgung. Bis 1994 wurde das Gelände vom sowjetischen/russischen Militär genutzt, nun werden die verbliebenen Bauten aus Spendenmitteln saniert.
2007 feierte Blankensee, benannt nach dem gleichnamigen Gewässer, sein 700jähriges Bestehen. Das beschwerliche und einfache Leben früherer Generationen wird heute im Bauernmuseum wieder lebendig, dessen Besuch ebenfalls Teil des Rahmenprogramms sein wird: Es ist mit Möbeln, Kleidung und Gegenständen des Alltags und des Aberglaubens eingerichtet wie zur Zeit der Ritter von Thümen. Jahrhundertelang war der Ort im Besitz jenes märkischen Geschlechts und gehörte zu Kursachsen, erst 1815 wurde er preußisch. Der Park um Schloss Blankensee entstand nach Plänen des berühmten Peter Joseph Lenné, die italienischen Skulpturen aus Antike und Renaissance, denen man hier auf Schritt und Tritt begegnet, sind allerdings Frucht der Sammelleidenschaft Hermann Sudermanns, des einst populären Schriftstellers, der das Schloss Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb.
Heute tun die rund 550 Einwohner Blankensees alles, dass der Ort nichts von seinem Charme einbüßt. Mit Erfolg: Mehrfach wurde Blankensee in den vergangenen Jahren als „schönstes Dorf Brandenburgs“ ausgezeichnet.