Die Tour des BTHVN Musikfrachters nach Wien ist zwar abgesagt, doch online gehen die Veranstaltungen weiter.
Bis Sonntag, 22. März 2020, werden auf den sozialen Kanälen des BTHVN2020 Musikfrachters täglich Mini-Konzertmitschnitte gesendet. Am Wochenende des 28. und 29. März 2020 sendet der BTVHN2020 Musikfrachter zudem online ein 48 Stunden Programm – Musikbeiträge, Konzerte, Mitmachaktionen, Diskurse und noch vieles mehr.
Das Schiff wandelt sich vom mobilen Musikvermittlungsprojekt zu einem Produktionsort für neue, digitale Kultur-, Musik und Vermittlungsformate. Der BTHVN2020 Musikfrachter setzt ein Zeichen, dass Kultur gerade in Zeiten der Krise Raum für Verständigung und Austausch bietet.
Für ein Verkehrsmittel ist die „MS Jenny“ mit ihren 50 Jahren ganz schön betagt. Allerdings ist der Frachter nicht ganz so alt wie der Komponist, in dessen Namen er Mitte März auf große Fahrt hätte gehen sollen: Ludwig van Beethoven wäre in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden. Als „BTHVN2020 Musikfrachter“ sollte der Kahn das Jubiläums-Jahr um eine unkonventionelle Facette der Musikvermittlung erweitern. Von Bonn nach Wien war die Reise geplant, die die Geburtsstadt des Komponisten mit der österreichischen Metropole verbindet. Unterwegs sollte das Schiff in vielen Städten auf Beethovens ehemaliger Reiseroute andocken, um dort neugierige Musikliebhaber an Deck zu locken.
Der von außen unscheinbare Kahn bietet eine ca. 600 Quadratmeter große Aktionsfläche. Unter Deck wurden Bühnen für Konzerte und Workshops eingerichtet, ein Kiosk, der die Gäste versorgt, und auf Deck ein beheiztes Zelt das zu künstlerischen Begegnungen einlädt.
Von der Kohle zur Klassik
Ursprünglich transportierte das Motorschiff Güter wie Eisenerz und Kohle auf Europas Binnenschifffahrtswegen, bis die Eignerfamilie Scheubner die MS Jenny zu einem Eventschiff umbauen ließ. Albrecht Scheubner zeigte hier große Risikofreude, dem experimentierfreudigen Geist Beethovens nicht unähnlich. Jährlich geht der Frachter als „MS Wissenschaft“ mit einer interaktiven Ausstellung auf Tour.
Der Musikfrachter ist ein Projekt der Beethoven Jubiläums Gesellschaft und fungiert im wahrsten Sinne des Wortes als „Flaggschiff“ der Idee, „junges und diverses Publikum anzusprechen und die Bedeutung Beethovens für die Gegenwart und Zukunft auszuloten“, so Malte Boecker, Geschäftsführer der Jubiläumsgesellschaft.
BTHVN2020 Musikfrachter sticht online in See
Damit das Alter des Publikums im Schnitt jünger ausfällt als das des Frachters selbst, wurde eine junge und diverse Crew engagiert. Nicht nur die Eignerfamilie Scheubner lädt ein, sondern auch fünf professionelle junge Kulturvermittler und ein Maat. Fünf Wochen leben und arbeiten sie auf dem Schiff, betreuen die Veranstaltungen und dürfen sich als Smutje auch mal die Finger verbrennen. Zusammen mit vielen Partnern vor Ort haben sie ein wahrlich überbordendes Programm auf die Beine gestellt, das vom klassischen Kammerkonzert über Flashmobs und Angeboten für Familien bis hin zur Performance reicht. Stärkster Akteur in der Koordination dieses aufwändigen Projekts ist das Netzwerk Junge Ohren (NJO), die Plattform für Musikvermittlung in Deutschland.
Nach der Schiffstaufe in Bonn sollte die MS Jenny bzw. der „BTHVN2020 Musikfrachter“ den Rhein entlang Richtung Süden nach Koblenz fahren, über Mannheim nach Heidelberg, dann dem Knick auf den Main nach Mainz, Frankfurt, Miltenberg und Regensburg folgend. Zwei Tage (31. März, 1. April) waren für eine Landpartie reserviert, so dass auch Wasserscheue in den Genuss des Programms kommen. Mitte April sollte der Frachter bei Passau nach Österreich abbiegen und in Wien landen, wo Beethoven den größten Teil seines Lebens verbrachte.
Ein Satellit der Kulturstätten
In allen Städten ging der Frachter Seilschaften mit den örtlichen Kulturinstitutionen ein. So waren gemeinsame Höhepunkte entlang der Route geplant: In Heidelberg das Hölderlin-Jubiläum, in Mainz der „Junge Ohren Preis“ des Netzwerks Junge Ohren und die Landpartie war rund um die TauberPhilharmonie geplant. Am Ende der Reise sollte in Wien das Beethoven Orchester Bonn mit seinem Chefdirigenten Dirk Kaftan vor Ort sein. Kaftan, einer der Ideengeber des Projektes, wäre als bekennender Wassersportler gerne auch ein Stück mitgeschippert. Er betont die starke katalysatorische Kraft des Musikfrachters, der wie ein Satellit die Kulturstätten an Land begleitet und neue musikalische Impulse übers Wasser bringt – wie einst die MS Jenny die Kohle.
Sehen Sie hier den Videogruß von Bord des BTHVN2020 Musikfrachters: