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Porträt Christine Schäfer

Der eigenen Nase nach

Die Sopranistin Christine Schäfer folgt unbeirrt ihrer inneren Stimme.

vonUlrike Henningsen,

Christine Schäfer ist eigen, pur und hat eine außergewöhnlich schöne Sopranstimme. Jede Form von Effekthascherei lehnt die Sängerin genauso ab wie genormten Geschmack. Sie möchte nicht ihre Stimme präsentieren, sondern die Stimmung der Musik vermitteln. Vereinnahmen lässt sich Christine Schäfer weder vom Erwartungsdruck der Medien und des Publikums noch von Plattenfirmen. Als ein Platten-Label sich zu sehr in die Aufmachung eines Covers und die Stückauswahl einmischen wollte, kündigte sie den Vertrag. Künstlerische Freiheit in der Gestaltung beschränkt sich bei ihr nicht nur auf die Arbeit an Rollen und Werken, Christine Schäfer möchte auch bestimmen, was sie singt. So gehört zeitgenössische Musik, nicht unbedingt ein Verkaufsschlager der Branche, ganz selbstverständlich zu ihrem Repertoire, denn schon früh begeisterte sich die Sopranistin für die dissonanten Klänge der Komponisten unserer Zeit.

Ohne Abitur an die Hochschule

Seit ihrer Kindheit spielt Musik eine wichtige Rolle im Leben von Christine Schäfer. Sie wurde in Frankfurt als Metzgerstochter geboren und vor allem die Mutter war musisch sehr offen und interessiert. Die Eltern ermöglichten ihr und ihrer Schwester, der Schauspielerin Susanne Schäfer, von Anfang an, alles auszuprobieren. Christine Schäfer bekam Cellounterricht, war fasziniert von den Klängen, stieß aber bei diesem Instrument immer wieder an die Grenzen ihrer technischen Möglichkeiten. Erst beim Singen hatte sie das Gefühl, ganz unmittelbar ihre innere Vorstellung in Klangfarben umwandeln zu können. Der Drang, diese Fähigkeit weiterentwickeln zu wollen war stärker als das Bedürfnis, die Schule zu beenden. Also ging sie ohne Abitur nach Berlin an die Hochschule der Künste zum Gesangsstudium bei Ingrid Figur. Dort begegnete die junge Sängerin mit Aribert Reimann und Dietrich Fischer-Dieskau auch zwei weiteren Künstlerpersönlichkeiten, die ihr wichtige Impulse gaben. Fischer-Dieskau bestärkte sie darin, den Text in den Vordergrund zu stellen und zeigte ihr, wie man mit Sprache phrasiert. Aribert Reimanns Werk Nacht-Räume sang Christine Schäfer 1988 bei der Uraufführung während der Berliner Festwochen.

Der internationale Durchbruch in Salzburg

 

Ihren internationalen Durchbruch hatte die Sängerin 1995 bei den Salzburger Festspielen mit Alban Bergs Lulu. Immer wieder kehrte sie dorthin zurück und feierte große Erfolge. Dabei überzeugte sie nicht nur als Lulu: 2006 sang und spielte Christine Schäfer unter der musikalischen Leitung von Nikolaus Harnoncourt den Cherubino in der Hochzeit des Figaro mit einer atemberaubenden Intensität, wie sie selbst an diesem Ort selten zu hören ist.

Text und Ausdruck geben für Christine Schäfer die Gestaltung eines Stücks vor. Sie lässt ihren klaren Sopran nicht um seiner selbst willen strahlen. Eher verzichtet sie auf alles Schöne im Klang, haucht, flüstert und lässt die Stimme brüchig erscheinen, wenn die Werke es erfordern. Die Ergebnisse dieser konsequenten künstlerischen Haltung sind oft tief berührend und bleiben lange in Erinnerung, wie zum Beispiel die Einspielung von Schuberts Winterreise 2006 mit dem Pianisten Eric Schneider. Gemeinsam mit dem gefragten Liedbegleiter wird die Sängerin im November live mit einem Liederabend in Berlin und außerdem an der Staatsoper zu erleben sein. Im eigenen Wohnzimmer ist Christine Schäfer nun auf einer jüngst erschienen CD mit Kantaten von Johann Sebastian Bach zu hören.

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