„U- und E-Musik gibt es eigentlich gar nicht. Diese unsägliche Unterscheidung ist vermutlich noch ein GEMA-Relikt“, erklärt Christoph Baerwind lachend. Der Trompeter und Geschäftsführer von German Brass ist sich vielmehr sicher: „Es gibt nur gute und schlechte Musik!“ Was er meint, kann man beim Bläserensemble nachhören. Die Formation, die bereits 1974 in kleinerer Quintett-Besetzung in Erscheinung trat und seit der Produktion „Bach 300“ 1985 als German Brass mit zehn Blechbläsern (häufig plus Schlagzeug) internationale Erfolge feiert, ist bekannt für ihr genreübergreifendes Repertoire.
Alles, nur nicht stocksteif
„Normalerweise spielen wir im ersten Konzertteil Klassik, im zweiten Teil Unterhaltungsmusik – außer bei reinen Kirchenkonzerten wie etwa in der Frauenkirche in Dresden oder der Thomaskirche in Leipzig“, erzählt Baerwind. „Dort geben wir barocke Programme oder Weihnachtskonzerte zum Besten, denn ein swingendes Big-Band-Setting oder auch Filmmusik aus „Fluch der Karibik“ würde einfach nicht passen.“ Eine stocksteife Klassik-Veranstaltung ist bei German Brass aber so oder so nicht zu befürchten. Dafür sorgt, neben der abwechslungsreichen Musik, die lockere Moderation von Hornist Klaus Wallendorf. Als eines der Urgesteine von German Brass ist er schon seit 1985 mit von der Partie und als charmanter Entertainer nicht mehr wegzudenken.
Die Arrangements stammen alle aus der eigenen Feder der Musiker und gelten als virtuose Referenzwerke für Blechbläser-Ensembles. Neben einem hohen künstlerischen wie technischen Anspruch transportieren sie auch viel Spielfreude und sorgen so für einen bestechenden Spaßfaktor auf und abseits der Bühne. „Unsere musikalische Arbeit ist vielfältig und macht uns wahnsinnig Freude! Außerhalb unseres sonstigen Berufs ist es das, was wir am allerliebsten machen“, betont Christoph Baerwind, der seit vielen Jahren an der Hamburgischen Staatsoper zu Hause ist und sich zudem als Konzertveranstalter verdingt.
Andere Mitglieder des Ensembles sind unter anderem bei den Berliner Philharmonikern, an der Bayerischen Staatsoper München, am Staatstheater Stuttgart und als Professoren an verschiedenen Hochschulen in Deutschland zu finden. „Wir haben etwa fünfzig Konzerte im Jahr, die wir gerne in kleinen Tourneen zusammenfassen. Dazu kommen Proben und CD-Aufnahmen, für die wir von überall herkommen. Wir freuen uns riesig, wenn wir uns wiedersehen. Schließlich sind wir nicht nur Kollegen, sondern alle auch engstens miteinander befreundet!“ Lagerkoller bei German Brass? Kommt entsprechend gar nicht erst auf!
German Brass: Tribute an Bach
Neben einem aufrichtigen, kollegialen Miteinander ist auch ein gesundes Selbstbewusstsein bei den Bläsern zu spüren. So wirbt German Brass auf der Homepage und bei Konzerten mit dem Spruch „Wir machen aus Blech Gold“. Wer hier Ego-Alarm vermutet, ist allerdings auf der falschen Fährte. „Ursprünglich war das vor vielen Jahren das Motto einer unserer Weihnachstourneen – damals allerdings noch in falschem Deutsch: ‚Weihnachten klingt Gold‘“, schmunzelt der Trompeter. „Das kam aber so gut an, dass wir das einfach beibehalten haben!“
Es sollte ein gutes Omen sein, denn Edelmetall findet sich längst nicht mehr nur im Look der Instrumente. 2016 erhielt German Brass für seine Produktion „Bach on Brass“ und die Verdienste als Vorreiter in der Brass-Szene beispielsweise den Echo-Klassikpreis in der Kategorie „Ensemble/Orchester“. „Die CD speist sich hauptsächlich aus Klassikern, die uns sehr am Herzen liegen. Gerade dieser Klang steht in besonderem Maße für uns und fasst unseren kompletten barocken Stil ein.“ Und so verwundert es kaum, dass Baerwind als eines der Leuchtturm-Konzerte 2018 die „Bachtage“ in Hamburg ins Rennen schickt. Hier treten German Brass am 10. November in der St.-Michaelis-Kirche auf und setzen die Serie sehr erfolgreicher Tribute an Bach fort – darunter „Bach 300“ sowie „Bach 2000“, das ursprünglich für Orgel komponierte Werke wie die berühmte „Toccata und Fuge in d-Moll“ neu in Bläser-Arrangements einfasst.
German Brass goes Bach: