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Porträt Frank Dodge

Die zweite Berufung

Frank Dodge ist Erfinder und Motor der Spectrum Concerts Berlin

vonArnt Cobbers,

„Anfangs dachte ich, nach 15 Jahren wäre ich längst wieder in New York.“ Dann wurden es 20 Jahre, und nun hat Frank Dodge bereits für den 22. Januar 2013 den Kammermusiksaal reserviert. Dann werden sich eine exquisite Musikerschar um die Geigerin Janine Jansen, ein ebenso treues wie allem Ungewöhnlichen gegenüber offenes Stammpublikum und hoffentlich zahlreiche Neugierige versammeln, um den 25. Geburtstag einer ganz besonderen Konzertreihe zu feiern: der Spectrum Concerts Berlin. Nun steht aber am 26. Juni erstmal das vierte und letzte Konzert in dieser Saison an: Zehn Musiker, darunter Janine Jansen, Maxim Rysanov und Jens Peter Maintz, werden in Besetzungen vom Duo bis zum Oktett Werke von Mendelssohn und Isang Yun, Korngold und der jungen Dobrinka Tabakova präsentieren.

Seele und Motor des ganzen ist der Cellist Frank Sumner Dodge, dem es schon immer zu wenig war, „nur“ Musiker zu sein. Schon mit 18, als Student an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Boston, organisierte er seine erste Kammermusikreihe – und entdeckte prompt seine „zweite Berufung“, wie er es nennt. Elf Jahre lang, auch als er schon längst in New York im Orchester spielte, entwickelte er für das Strawbery Banke Chamber Music Festival in Portsmouth, New Hampshire, Programme, stellte die Finanzierung auf die Beine und genoss „die fantastische Möglichkeit, viele Komponisten kennenzulernen“.

1979 kam er zum ersten Mal zu einem Meisterkurs nach Europa, wenig später mit einem Stipendium nach Berlin. Dann lud ihn Jesús López-Cobos ein, Mitglied des Spanischen Nationalorchesters Madrid zu werden. Doch nach drei Jahren stellte sich Frank Dodge die Frage: „Willst du, dass dein Leben in den nächsten 30 Jahre so aussieht? Und ich habe geantwortet: Nein. Ich bin glücklicher, wenn ich meine Zeit selbst einrichten kann.“ Er kehrte nach Berlin zurück und initiierte die Spectrum Concerts. Gleich der Auftakt 1988 wurde ein voller Erfolg.

Dodge gewann Sponsoren und Mäzene, gründete 1995 einen Förderkreis – mit den Eintrittsgeldern allein wäre eine solche Reihe nicht zu finanzieren. Und er gewann hochkarätige Musiker, allen voran den „Glücksfall“ Janine Jansen, die er vor 14 Jahren, da war sie 18, als Juror bei einem Wettbewerb in Brüssel kennenlernte. 17 Musiker bilden derzeit die „Spectrum Concerts-Familie“.

Die Kernideen der Programme sind die Kombination von bekannten Werken der Klassik und Romantik mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts und der Brückenschlag von Europa nach Amerika. Dodge setzt immer wieder andere Schwerpunkte – das macht die Reihe so spannend. Verdient gemacht hat er sich besonders um Ernst Toch und Robert Helps. Die nächste CD – zehn sind über die Jahre bei Naxos erschienen – wird sich wieder Werken von Toch widmen. Die bereits vierte USA-Tournee, im Dezember 2011, stellt Robert Helps in den Mittelpunkt.

Vor zwei Jahren war bei Frank Dodge plötzlich die Luft raus: „Ich dachte, ich muss jetzt was anderes tun.“ Doch zum Glück überzeugten ihn die Musiker, weiterzumachen. „Da kam so viel Ansporn, die sind so engagiert – das gab mir wieder Energie. Jedes Jahr ist eine neue Herausforderung, aber ich liebe diese Arbeit. Ich habe fantastische Kollegen, das Repertoire ist endlos und wunderbar – da freut man sich zu leben.“

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