Das Ensemble Modern ist das berühmteste Kammerorchester im Bereich der Neuen Musik in Deutschland. Im Januar feierte es seinen 30. Geburtstag in der Alten Oper Frankfurt/Main, nun gastiert es im Rolf-Liebermann-Studio. Dirigent beide Male: der Franzose Franck Ollu. Zwölf Jahre lang war er Hornist im Ensemble, dann assistierte er John Adams bei der Einstudierung von Ives‘ vierter Sinfonie und kam so sehr auf den Geschmack, dass er für zwei Jahre als Assistent zum Ensemble Intercontemporain nach Paris ging und sich seither ganz dem Dirigieren widmet. 20 bis 30 mal pro Jahr ist er zu Gast beim Ensemble Modern, das basisdemokratisch organisiert ist und keinen künstlerischen Leiter hat.
„Es macht einen Riesenunterschied, dass die Musiker die künstlerische Verantwortung übernehmen. Sie sind mit ganz anderem Engagement dabei. Sie sind wach, hören zu und sind offen. Dass sie auch das finanzielle Risiko tragen und nicht abgesichert sind, ist ein Nachteil, aber beides gibt es eben nur im Paket.“
Ensemble Modern: 100 Konzerte im Jahr
19 Mitglieder hat das Ensemble Modern zur Zeit, und regelmäßig treffen sie sich zur Vollversammlung, in der die Politik des Ensembles bestimmt wird. „Das ist manchmal nicht einfach“, erinnert sich Ollu. „Da muss man sich auch mal der Mehrheitsentscheidung beugen. Aber man hat das Gefühl, ich werde gehört, ich habe etwas zu sagen. Und als Dirigent muss ich sagen: Das ist ein Traum.“
100 Konzerte gibt das Ensemble im Jahr, auf dem Programm stehen jährlich 70 neue Stücke, darunter 20 Uraufführungen – ein enormes Pensum. In der Alten Oper in Frankfurt betreibt das „EM“ seit 25 Jahren eine eigene Abonnementreihe, regelmäßig ist es zu Gast bei den wichtigen Festivals der Welt. Denn es gibt einen zweiten Punkt, der die Frankfurter in den Augen Franck Ollus so besonders macht: „Das Ensemble Intercontemporain hat diesen französischen Klang und ist in diesem Repertoire extrem gut. Aber das Ensemble Modern macht viele verschiedene Arten von Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Schönberg, Zappa, Heiner Goebbels, Ligeti, die Avantgardisten – für mich als Dirigent ist es super, dass sie alles können. Auch die Rundfunkorchester spielen immer mehr zeitgenössische Musik. Aber im Ensemble Modern sind Leute, die wirklich diese Musik spielen wollen. Sie sind flexibel und rhythmisch sehr stark und haben ganz besondere Qualitäten.“