Sich hinstellen, Darmsaiten auspacken und überzeugend musizieren können ja viele Alte-Musik-Ensembles. Zusammentelefonieren, ein paar Proben, und schon ist Konzert. Dann läuft man wieder auseinander – bis zum nächsten Projekt. Dem Markt folgend, erklingen Werke, die üblicherweise „gut laufen“ bei Agenturen wie Publikum. Beim Leipziger Gellert Ensemble, namentlich dem großen Leipziger Moralphilosophen und Schriftsteller Christian Fürchtegott Gellert verbunden, läuft das alles ein wenig anders. Zwar finden die jungen Barockmusiker auch projektweise zusammen, aber Repertoire und Vorbereitung erscheinen höchst aufwändig und sind wissenschaftlicher Expertise verpflichtet. Hier geht es ums Detail, um neu zu hebende Schätze der postbachischen Zeit, auch mal um durchaus Abseitiges der Literatur.
Die DNA des Gellert Ensembles
Zur DNA des Ensembles gehören vor allem die Werke mitteldeutscher Barockkomponisten, die Aufnahmen konzentrieren sich auf Telemann, Harrer und Benda. 2022 erschien die Debüt-CD mit Johann Christoph Friedrich Bachs Oratorium „Die Auferweckung des Lazarus“ auf ein Libretto von Herder. Dabei wird dem Kollegium rund um den Dirigenten Andreas Mitschke trotz aller historischen Genauigkeit ebenso große Spielfreude bescheinigt, was den niederländischen Alte-Musik-Guru Ton Koopman zum Ausruf verleitete, dieses Format sei „dringend nötig“. Und wenn das kein Ritterschlag ist …