Es riecht nach Farbe und frisch verputzten Wänden. Man betritt ein großzügiges Foyer und gelangt über eine breite Treppe in den Konzertsaal. Nicht rund, nicht eckig, mit Zuschauerplätzen auf mehreren Ebenen. Flexible Bühne, flexible Bestuhlung. Noch wenige Wochen, dann ist es soweit: Am 10. September wird der Miralles Saal eingeweiht. Und damit hat die Staatliche Jugendmusikschule die Nase vorn vor der Elbphilharmonie. Den Vergleich mit dem großen Bruder in der HafenCity scheut man am Mittelweg nicht: „Was die Elbphilharmonie für Hamburg sein wird, das ist der Miralles Saal für uns“, sagt Arthur Cardell, Veranstaltungsleiter der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg. Er muss es wissen, 160 Konzerte veranstaltet die Schule im Jahr – und musste bisher auf andere Orte wie die Laeiszhalle, Kampnagel oder Schulaulen ausweichen, die den akustischen Anforderungen oft nicht gerecht wurden.
Ganz im Gegensatz zur Elbphilharmonie kann die Musikschule von sich behaupten, zeitlich und finanziell im geplanten Rahmen geblieben zu sein – das Konjunkturpaket II machte es möglich. Vorgesehen war der Saal zwar schon von Anfang an neben dem Neubau der Musikschule, der im letzten Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feierte. Allein das Geld, es reichte damals nicht. Nun wurde der Bau neben den öffentlichen Geldern durch die Unterstützung des Hamburger Unternehmers Michael Otto ermöglicht: „Das Können der Kinder wird beflügelt, wenn sie vor größerem Publikum die Kunst des öffentlichen Vortrags üben können. Ich freue mich, dass ich den Bau unterstützen konnte.“
Das bürgerschaftliche Engagement spielt ja bekanntlich auch bei Hamburgs größtem Bauprojekt eine große Rolle. Und noch ein Vergleich zur „Elphi“ drängt sich auf. Die Initiative für den Konzertsaal geht zurück auf Wolfhagen Sobirey, den ehemaligen Direktor der Musikschule. Bei der Einweihung des Saales wird er dabei sein – jedoch nur als Besucher. Noch ist offen, ob es Intendant Christoph Lieben-Seutter bei der Eröffnung der Elbphilharmonie genauso gehen wird. Bei der Musikschule hat er jedenfalls schon angeklopft und Raumbedarf angemeldet: Solange an der Elbe noch gebaut wird, werden im neuen Miralles Saal regelmäßig Veranstaltungen vom Elbphilharmonie Education-Programm stattfinden – Meisterkurse, Konzerte und Workshops für junge Leute mit hochkarätigen Künstlern wie Christian Tetzlaff oder Igor Levit.
Hochkarätig ist auch der Architekt, nach dem der Saal benannt ist und der das Musikschulgebäude konzipierte. Enric Miralles, der unter anderem das Architektur-Institut der Universität von Venedig entwarf, hat die Eröffnung der Musikschule im Juni 2000 zwar nicht mehr erlebt, den Konzertsaal haben seine Kollegen jedoch in seinem Sinne entworfen. Ebenso wie die von seinem Büro gestalteten öffentlichen Anlagen in der HafenCity mit ihren Mosaiken, die Terrassen mit ihren ungewöhnlichen Winkeln – diese spanische Handschrift kann man auch im neuen Konzertsaal wiedererkennen.
Die Lehrkräfte, Schüler und Schülerinnen freuen sich auf ihre neue Bühne. Kammermusikensembles, Orchester, Chöre, Bands, Tanz- und Rhythmik-Gruppen werden hier die Möglichkeit haben, ihr Können zu präsentieren – ein Ansporn zu musikalischen Höchstleistungen ist dieser Saal allemal.