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Porträt Holly Hyun Choe

Ohne viel Make-up und Nagellack

Die Dirigentin Holly Hyun Choe sucht weibliche Akzente eher in der Musik.

vonHelge Birkelbach,

Wenn ein Orchester probt oder spielt, ist es im besten Fall ganz bei sich und der Musik. Die Augen gehen nicht im Raum spazieren, sondern fokussieren auf die Noten und den Dirigenten. Spielt es deshalb für den Dirigenten? Nein, entgegnet Holly Hyun Choe, das wäre der denkbar schlechteste Ansatz. „Wir proben für die Musik, für die Komponistinnen und Komponisten, fürs Publikum“, sagt die in Südkorea geborene und in Los Angeles aufgewachsene Dirigentin. „Wenn jemand auf dem Podest zu oft von sich selbst spricht, dann kann der Eindruck entstehen, dass das Orchester für den Dirigenten oder die Dirigentin spielt, aber das ist falsch.“

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Die richtigen Akzente setzen

Sie selbst, so hat sie es bei Paavo Järvi in Zürich gelernt, sucht mit dem Orchester Lösungen, um gemeinsam das Ziel zu erreichen. 2020 bis Sommer 2022 arbeitete sie unter Järvi als Assistenzdirigentin des Tonhalle-Orchesters Zürich. In dieser Zeit hat sie viel gelernt, auch über sich selbst. „Zum Beispiel hatte ich bis vor kurzem keine Ahnung, dass mein kalifornischer Akzent mich gegen Satzende höher sprechen lässt. Um Vorschläge nicht wie Fragen klingen zu lassen, musste ich hart daran arbeiten, diese Eigenschaft loszuwerden.“ Auch das Äußere kam auf den Prüfstand, weil sie – so ihr Credo – primär als Musikerin und nicht als Frau wahrgenommen werden will. „Ich verzichte auf besonders weibliche Kleidung, auf viel Make-up oder auf Nagellack. Es ist eben noch immer verbreitet, Frauen für ihre Erscheinung zu kritisieren, statt danach zu fragen, was sie denken oder woran sie glauben.“

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Vergessenes zu Tage tragen

Nicht nur Frauen auf dem Podium bewundert Holly Hyun Choe für deren Kraft und Gestaltungswillen, darunter „die wunderbare Sylvia Caduff“, Simone Young, Sian Edwards und Jessica Cottis, bei denen sie Meisterkurse belegte. Was Frauen über die Jahrhunderte komponiert haben, jedoch aufgrund von Ignoranz, Schlechtreden oder schlichtweg Unkenntnis nicht gespielt wurde, fördert sie wieder zutage – oder setzt sich für gerade Entstandenes ein. So finden sich auf dem Album „Lauter!“, das sie Ende 2024 mit dem Ensemble Reflektor eingespielt hat, neben der Serenade in D für großes Orchester von Ethel Smyth (1858–1944) auch Stücke von Ying Wang (geb. 1976) und der in New York lebenden Komponistin inti figgis-vizueta (geb. 1993).

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