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Porträt Johan Dalene

Seinem singenden Ton kann niemand widerstehen

Der schwedisch-norwegische Geiger Johan Dalene hat eine klare Vorstellung von seinen künstlerischen Zielen.

vonTeresa Pieschacón Raphael,

Oft genug weicht die öffentliche Wahrnehmung eines Künstlers von dem Bild ab, das dieser von sich hat. So auch bei dem 23-jährigen schwedischen Geiger Johan Isak Dalene. Die französische Zeitung Le Monde etwa rühmte seine Fähigkeit, „mit seiner Stradivari zu singen wie ein großer Meister“. Und das Diapason-Magazin legte euphorisch nach: Dalene sei „nicht nur ein Virtuose, wie es viele gibt“. Mehr noch: „Er ist eine Stimme.“ Wesentlich nüchterner sieht dies Dalene selbst: „Ich bin fest davon überzeugt, dass man als Künstler niemals zu einem ‚fertigen Produkt‘ gelangen kann. Es gibt immer Dinge, die verbessert oder anders gemacht werden müssen.“

Bereits in seiner Kindheit im südschwedischen Norrköping erlebte er bei den Eltern, was es heißt, Musiker zu sein. Nämlich „jeden Tag stundenlang“ zu üben. Das hatte „einen großen Einfluss“ auf seine Kindheit, wie er sagt. Dalenes größtes Idol war Maxim Vengerov, dessen Aufnahmen sie „oft im Auto“ anhörten. Später kam Janine Jansen dazu, die ihm in Stockholm Privatunterricht gab. „Es ist natürlich beängstigend, deine Idole zu treffen, aber dann ist es großartig, wenn sich herausstellt, dass sie einfach nett sind.“ Mit 18 gewann er die Carl Nielsen International Competition (2019), lieferte anschließend ein bejubeltes Album mit den Violinkonzerten von Tschaikowsky und Barber ab, und auch sein zweites Album „Nordic Rhapsody“ überzeugte die Fachwelt. 2022 spielte er die Violinkonzerte von Nielsen und Sibelius ein.

Johan Dalene: „optimistisch“ und „stur“

Bisher spielte Johan Dalene auf der Stradivari „Spencer Dyke“, einem Instrument, das der Cremoneser Meister 1736, ein Jahr vor seinem Tod im Alter von 93 Jahren, gefertigt hatte und dessen „düsteren Klang, Dunkelheit und die Kraft der G-Saite“ Dalene liebte. Im April 2023 verkündete The Strad, die norwegische Stiftung Anders Sveaas’ Almennyttige Fond (ASAF) habe ihm die Stradi­vari-Geige „Duke of Cambridge“ von 1725 als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Ob der Geist von Louis Spohr, der sie einst spielte, durch das Instrument weht, oder der ihrer früheren Besitzerin Camilla Wicks, die mit besagter Geige unter Bruno Walter musizierte?

Dalene bezeichnet sich als „optimistisch“ und „stur“. Keine schlechten Eigenschaften, wenn man irgendwann „mit den New York Philharmonic und den Berliner Philharmonikern“ spielen möchte, wie er sagt. „Ich denke, es ist gut, klare Vorstellungen davon zu haben, wohin man gehen möchte, um sich zu motivieren“. Ehrgeiz hat er genug, aber eben auch Selbstkritik.

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