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Porträt Kammerensemble Neue Musik Berlin

Neugierig und aufgeschlossen

Das Kammerensemble Neue Musik Berlin widmet sich brandaktueller Musik

vonAntje Rößler,

Was für Hamburg das Ensemble Resonanz, ist für Berlin das KNM, das Kammerensemble Neue Musik Berlin, das die Hauptstadt programmatisch im Namen trägt. Denn Berlin ist ein Mekka der Neuen Musik. Neben „echten“ Komponisten tummeln sich dort Performance-, Improvisations- und Installationskünstler. Und in all diese Nischen steckt das KNM seine Fühler aus. Neben Aufführungen zeitgenössischer Kammermusik widmet es sich vor allem dem modernen Musiktheater und experimentellen Formen.

Jetzt kommt das KNM zu Besuch nach Hamburg; am 22. März spielt es im Rahmen der Ausstellung „Gerhard Richter. Bilder einer Epoche“ im Bucerius Kunst Forum Werke von Ligeti und Lachenmann, am 25. April präsentiert es innerhalb der Hamburger Ostertöne auf Kampnagel Aura von José-María Sánchez-Verdú.

Die Wurzeln des KNM reichen bis hinter den Mauerfall zurück. Ende der Achtziger fand sich an der Ostberliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ eine Gruppe von Studenten zusammen, die sich für experimentelle Musik interessierten. „Wir wollten Stücke von jungen Leuten aus unserer Generation spielen“, erzählt Gründungsmitglied Thomas Bruns, der heutige Geschäftsführer des KNM. „Von der Hochschulleitung wurden diese Aktivitäten argwöhnisch beäugt.“

1989 geriet das junge Ensemble in den Strudel der Ereignisse. „Zur Wendezeit gab es im Westen ein großes Interesse an zeitgenössischer DDR-Musik“, erinnert sich Bruns. „Wir erhielten Einladungen von mehreren Festivals. So konnten wir uns schnell etablieren.“ Nach wie vor legt das KNM sein Augenmerk auf brandaktuelle Musik aus den letzten zehn bis zwanzig Jahren. Das erfordert von den Musikern eine besondere Aufgeschlossenheit und Neugier, hat aber auch den Vorteil, dass ein Austausch mit den zumeist quicklebendigen Urhebern der Werke möglich ist. Das können der komponierende Nachwuchs sein oder aber „große Namen“ wie Helmut Oehring, Beat Furrer oder Helmut Lachenmann.

Das Ensemble hat dreizehn Mitglieder. Fest angestellt ist keiner; es gibt eine Gage pro Konzert, die Besetzung variiert bis hinunter zu Streichquartett-Größe. „Zum Glück bekommen wir eine kleine, aber regelmäßige Projektförderung“, erläutert Bruns. „Damit finanzieren wir unser Büro und die Probenphasen.“

Ein Publikumsrenner ist die jährliche „kulturradio Galeriewanderung“, zu der das KNM eine Reihe von Galerien in Berlin bespielt. Für solche neuen Aufführungsformen, so genannte Konzertinstallationen, war das KNM ein Pionier. „Heute ist es völlig normal, immer auch an die Wahrnehmung des Publikums zu denken“, sagt Bruns. „Aber in den Neunzigern gehörten wir zu den ersten, die Installation und Konzert miteinander verknüpften.“ Neben der traditionellen Darbietungsform lässt das KNM zuweilen auch den Dirigenten beiseite. „Das ist natürlich eine besondere Herausforderung. Sowohl das Spiel selbst als auch die Verständigung darüber, wie man die Sache angeht, wird mit jedem weiteren Musiker aufwendiger.“

Um den Kontakt zum Publikum zu intensivieren, ist das KNM vor zwei Jahren ohrenstrand.net beigetreten, dem Berliner Netzwerk zur Vermittlung zeitgenössischer Musik. „Jetzt müssen wir auch über die Dinge reden, die wir tun, und komplexe Sachverhalte einfach erklären“, sagt Thomas Bruns. „Das erfordert eine ganz neue Reflexion über die Musik und ist für uns eine große Bereicherung.“

Album Cover für
Sanchez-Verdu: Aura
Neue Vocalsolisten Stuttgart
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Duo Alberdi & Aizipolea u.a.
José M. Sánchez-Verdú (Leitung)
KAIROS

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