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Porträt Hamburger Musikhochschule

Kein Kakerlakenkostüm

Zwei Uraufführungen von Literaturopern an der Musikhochschule

vonAnna Novák,

Metamorphosen nennen Kerstin Steeb und Marcos Darbyshire ihren Musiktheaterabend, der ganz im Zeichen der modernen Literaturoper stehen wird. Die Studierenden des Regie-Studiengangs erarbeiten dabei gemeinsam mit den Komponisten der Musikhochschule ein völlig neues Projekt. Zwei Werke erklingen, beide sind Uraufführungen mit spannenden literarischen Grundlagen. Benjamin Scheuers Autobus S basiert auf den wenig bekannten Stilübungen von Raymond Queneau. In 99 Stil-Variationen wird immer wieder die gleiche Geschichte erzählt, die, so Regisseurin Kerstin Steeb, eigentlich erstmal nebensächlich ist. „Das Stück besteht aus Struktur und Anordnung. Wir fragen uns in der Insze­nierung: Worum kann es gehen? Wir nutzen die Theatermittel, um uns zu positionieren“. Komponist Benjamin Scheuer hat sich zwölf der Variationen herausgepickt und sie vertont. „Die Literatur ruft nach Vertonung“, sagt Kerstin Steeb, „es ist ganz offensichtlich Musiktheater, aber so erfrischend anders und kurzweilig“.

Marcos Darbyshire steht mit seiner Inszenierung vor einer anderen Herausforderung, denn er wagt sich mit Franz Kafkas Die Verwandlung an eine Erzählung, die nicht nur sehr bekannt ist, sondern sofort Käfer-Assoziationen beim Publikum weckt. „Es gibt kein Kakerlakenkostüm“, verrät der Regisseur schon vorab. „Trotzdem ist die entscheidende Frage natürlich: Wie kann man das auf der Bühne umsetzen?“ Die Komposition von Stefan Pfeiffer lebt von Gegenpolen in Musik und Konzeption: Der Hauptdarsteller als Schauspieler auf der Bühne, die Familienmitglieder als Sänger im Orchestergraben. Darbyshire bringt sie szenisch miteinander in Kontakt. Die Musik ist dabei weitgehend atonal, enthält aber musikalische Zitate und Reminiszenzen.

In der Inszenierung von zwei Uraufführungen sehen die jungen Regisseure sowohl einen Vorteil als auch eine besondere Schwierigkeit. Zwar sind sie frei von Erwartungen und Inszenierungsklischees, doch haben sie dem neuen Werk gegenüber auch eine künstlerische Verantwortung. Um diese zu erfüllen, arbeiten sie eng mit den Komponisten zusammen: „Das Schöne ist, dass wir am Ende ein gemeinsames Ergebnis haben“.

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