Es ist einer der malerischsten Orte im Hamburg: das Budge-Palais am West-Ufer der Außenalter und seine zum Harvestehuder Weg hin seicht abfallende Gartenanlage mit dem alten Baumbestand. Hinter der blendend weißen neoklassizistischen Fassade der Villa befindet sich die Hochschule für Musik und Theater. Was man von außen nicht vermutet: Im Zentrum der Gebäudeanlage befindet sich eine technisch hervorragend ausgerüstete Opernbühne, das Forum, das in dieser Saison sein 25. Jubiläum feiert.
Als die „Staatliche Hochschule für Musik“ 1950 gegründet wurde, hatte sie noch keine eigenen Unterrichtsräume, geschweige denn eine Bühne für öffentliche Aufführungen. Erst sechs Jahre später zog die Hochschule ins Budge-Palais. Ursprünglich hatte das 1884 erbaute Gebäude einem Neubau weichen sollen, doch der Denkmalschutz vereitelte diesen Plan. Stattdessen entstanden auf dem Grundstück der Hochschule bis 1973 zwei neue Unterrichtstrakte und sieben Studios. Erst im Jahr 1982 wurde der Grundstein zu einem Neubau gelegt, der den historischen mit dem modernen Teil der Hochschule verbinden sollte. Eingeweiht wurde das Forum 1986 mit der Oper Der hochmüthige, gestürtzte und wieder erhabene Croesus des Hamburger Barock-Komponisten Reinhard Keiser.
Das Forum grenzt unmittelbar an das tageslichthelle, weitläufige Foyer der Hochschule, von dem aus die Unterrichtsräume der unterschiedlichen Hochschuldisziplinen zu erreichen sind: Gesangs- und Instrumentalstudium, Komposition und Kulturmanagement und natürlich Schauspiel. So vielseitig wie die Lehre am Haus sind auch die Darbietungen im Forum. Von Aufführungen anlässlich von Diplomprüfungen im Bereich Musiktheater und Schauspiel, Konzerten und Wettbewerben für Nachwuchskünstler bis hin zur jährlichen großen Opernproduktion, bei der die Sängerinnen und Sänger der Hochschule von den Hamburger Symphonikern begleitet werden – für sie alle bietet das Forum mit seinen 465 Sitzplätzen optimale Aufführungsbedingungen. Hier gibt es hydraulisch fahrbare Parkettstufen, steuerbare Akustik-Lamellen und sogar einen Orchestergraben.
Die Qualität der Produktionen – insbesondere im Rahmen des hauseigenen Formats „junges forum Musik + Theater“ – spiegelt sich bei rund 50 Aufführungen im Jahr in einer beachtlichen Auslastung von 80 Prozent wider. Durch Kartenverkäufe und Drittmittel, wie die Unterstützung der Hapag-Lloyd-Stiftung, erwirtschaftet die Hochschule 90 Prozent ihres Aufführungsbudgets selbst – und das kann für eine Produktion bis zu 100.000 Euro betragen.
Opern, die man anderorts kaum zu sehen bekommt, wie Haydns L’infedeltà delusa oder im Jahr 2007 Susannah des Amerikaners Carlisle Floyd, finden im Forum eine Bühne – und ein begeistertes Publikum. Auch die Opernkarriere des Regisseurs Stefan Herheim, der 2008 Parsifal in Bayreuth und 2011 Salome in Salzburg inszenierte, nahm ihren Anfang im Forum der Hamburger Hochschule. Hier verbinden die Studierenden von jeher hohes Können mit dem Wagnis des Experiments. Damit ist das Forum eine frische, ewig sprudelnde Quelle neuer Ideen und nachwachsender künstlerischer Professionalität. Eine Quelle, die, sobald man aus ihr getrunken hat, Durst auf mehr macht.