Gäbe es ein Barometer, das die Zufriedenheit der Schweriner misst, würde dieses bei Mark Rohde gewaltig ausschlagen. Nicht nur freut sich der gebürtige Hamburger darüber, wieder in Norddeutschland zu sein, nachdem er die letzten Jahre in Mannheim verbracht hat. Er ist auch für seine Traumstelle in die mecklenburgische Landeshauptstadt gekommen: als neuer Generalmusikdirektor des Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und der Mecklenburgischen Staatskapelle. Obwohl er mit seiner Familie erst vor wenigen Wochen hergezogen ist, haben sich alle schnell eingelebt. „Wenn ich mit meinem Fahrrad zum Theater radle, freue ich mich jeden Tag über die wunderbare Kulisse und die ausgesprochene Schönheit dieser Stadt“, erzählt er mit ansteckendem Enthusiasmus am Telefon.
Mark Rohde: Vom Korrepetitor zum Chefdirigenten
Rohde selbst kommt aus einer musikalischen Familie, beide Eltern waren Orchestermusiker. Nachdem er bereits mit fünf Jahren begonnen hatte Harfe zu lernen, kamen schnell Klavier, Gitarre und Geige hinzu. In seiner Jugendzeit machte er vor allem Jazzmusik, bevor er mit dem Violin- und Dirigierstudium begann. Seine professionelle Laufbahn führte ihn zunächst als Korrepetitor nach Osnabrück und als Kapellmeister nach Neustrelitz. Er hatte eine Zwischenstation in Görlitz, bevor er für acht Jahre an die Hannoversche Staatsoper ging und später stellvertretender GMD am Nationaltheater Mannheim wurde. Als er 2019 zum ersten Mal die Mecklenburgische Staatskapelle dirigierte, war es Liebe auf den ersten Ton: „Ich war sehr angetan davon, mit welchem Engagement und Anspruch an sich selbst die Musiker spielen. Man merkt, dass sie qualitativ hochwertig arbeiten wollen und mit großem Einsatz bei der Sache sind“, schwärmt er.
Schaut man sich die Geschichte der Staatskapelle an, weiß man, woher das Engagement kommt. 1563 gegründet, ist es das drittälteste Orchester Deutschlands und arbeitete mit zahlreichen namhaften Chefdirigenten zusammen, unter anderem mit Klaus Tennstedt und Kurt Masur. Druck übe das auf ihn aber nicht aus, erklärt Mark Rohde. „Dank meiner Eltern hatte ich das große Glück, meine Jugendzeit bei den Münchner Philharmonikern zu verbringen. Ich bin also mit Dirigenten wie Sergiu Celibidache, Günter Wand, Daniel Barenboim und Zubin Mehta groß geworden.“ Heute ist Mark Rohde 44 Jahre alt und selbst Chefdirigent. Die klassische Laufbahn habe er bewusst gewählt, um sich stetig weiterzuentwickeln und zu lernen. Deswegen habe er auch „relativ lange“ mit einer Chefposition gewartet. „Man lernt zwar nie aus, aber als Chefdirigent muss ich mich um Programmplanungen kümmern, Sängerensembles koordinieren und schauen, wie ich mein Orchester strategisch weiterentwickeln kann. Da darf meine eigene Entwicklung nicht mehr im Vordergrund stehen.“
Keine Angst vor Zeitgenössischem!
Seine neue Position bedeutet für ihn aber vor allem eins: Freiheit. Sein Ziel mit der Mecklenburgischen Staatskapelle ist es, dem Publikum ein möglichst breites Repertoire zu präsentieren – von Händel über Mozart und Puccini bis hin zu Henze. Zeitgenössische Musik findet Mark Rohde deswegen spannend, weil viele Menschen noch Berührungsängste mit ihr haben. Hier möchte er das Publikum mitnehmen und ihm zeigen, wie viel Fantasie und Farbigkeit in ihr steckt. „Wenn man ihr offen gegenübertritt, ist das eine ganz tolle Welt, die man entdecken kann.“ Außerdem wünscht er sich, dass sowohl das Mecklenburgische Staatstheater als auch die Staatskapelle mehr als kulturelle Botschafter des Landes fungieren. Denn obwohl die Staatskapelle ein kleines Orchester mit gerade einmal 58 Musikern sei, spiele es qualitativ in einer sehr hohen Liga. „Ich hoffe, dass wir mit der Zeit mehr dem Kulturbotschafter-Status gerecht werden und aus Schwerin herauskommen, um mehr Menschen ansprechen zu können.“ Mit seinem Enthusiasmus und seiner sympathischen Art, sollte das für Mark Rohde kein großes Problem darstellen.