Vom martialischen Titel sollte man sich nicht abschrecken lassen. Einen Terror Run verspricht das Streichquartett Meta4 – doch Gefahr für Leib und Leben besteht nicht. Im Gegenteil, das Werk des finnischen Komponisten Juoni Kaipainen wird im Berliner Konzerthaus zwar enorme Virtuosität von den Musikern verlangen, damit aber im besten Sinne für anregende Unterhaltung sorgen. Kompositionen neuesten Datums stehen bei Meta4 oft auf dem Programm: Der im Februar dieses Jahres in Hamburg uraufgeführte Terror Run ist dem Ensemble gewidmet, ebenso Play III von Jaako Kuusisto, das auch zu hören sein wird.
Der Grund für die Affinität des Quartetts zum Zeitgenössischen ist so simpel wie einleuchtend: Finnland hat eine aktive Komponisten-Szene, und als eines der führenden Ensembles des dünnbesiedelten Landes lernt man deren Vertreter fast zwangsläufig persönlich kennen. So entstanden viele Werke auf Anregung von Meta4 und im direkten künstlerischen Austausch. Hinzu kommen in den Konzerten selbstverständlich Klassiker der Quartettliteratur von Haydn bis Bartók – eine ästhetische Konfrontation mit Methode: Das junge Quartett sieht es als Herausforderung, eine große Zeitspanne mit seinen Konzertprogrammen abzudecken, und hat kein Problem mit der stilistischen Vielfalt, wie Geigerin Minna Pensola erklärt.
„Wir versuchen nicht, aus unserem eigenen Klang eine Marke zu machen. Jede Musik hat ihre eigene Ästhetik, und der versuchen wir gerecht zu werden. Das klingt immer unterschiedlich. Wir versuchen nur, ehrlich und persönlich zu sein.“
Gegründet wurde das Ensemble 2001, und es machte bald international von sich reden. Ein Höhepunkt war 2004 der erste Preis beim Schostakowitsch-Quartett-Wettbewerb in Moskau, 2007 folgte der erste Preis beim Wiener Joseph-Haydn-Kammermusik-Wettbewerb. Seitdem ist Meta4 in den Musikmetropolen der Welt zuhause. Der Erfolg ist ihnen nicht zu Kopf gestiegen: In einer Zeit unzähliger selbst ernannter Medienstars fast schon erstaunlich uneitel erklärt Minna Pensola, wem sie all das zu verdanken haben: einer der pädagogisch profiliertesten Persönlichkeiten der European Chamber Music Academy.
„Es spielt eine große Rolle, dass wir alle bei Hatto Beyerle studiert haben; ohne ihn gäbe es uns als Quartett nicht. Durch ihn ist der rhetorische Ansatz sehr wichtig für uns. Wir haben uns sehr viele Stücke von der Rhetorik ausgehend erarbeitet; durch ihre Auswirkungen auf Phrasierung und Artikulation. Jede Musik spricht von der Zeit, in der sie entstanden ist.“
Spannungs- und aufschlussreiche Kombinationen ergibt das in den Programmen von Meta4 immer wieder, und die werden im Stehen präsentiert – sie fühlen sich damit einfach präsenter, sagen die vier Musiker. Nur das mit dem Namen stimmt eigentlich nicht mehr so ganz: Ursprünglich waren M E T A die Anfangsbuchstaben der Vornamen von Antti Tikkanen, Minna Pensola, dem Cellisten Tomas Djupsjöbacka und der Bratschistin Eriikka Nylund. Für sie kam 2006 Atte Kilpeläinen hinzu; der Name aber blieb. Das englisch ausgesprochene „metaphor“ spielt schließlich bewusst mit der Doppel-Bedeutung. Aber auch das sehen die vier unprätentiös: „Wir legen das nicht fest und überlassen es dem Zuhörer“, meint Tomas Djupsjöbacka. „Wenn er eine Metapher hört, ist es gut.“ Ob der Hörer es metaphorisch sieht oder nicht: ein vergnüglicher Abend ist im Konzerthaus garantiert.